«Lasst uns den von der Europäischen Kommission bedrohten Lavendel retten», heisst es dennoch bereits in einem Aufruf der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur. Inhaltsstoffe ätherischer Öle, die Irritationen oder Allergien hervorrufen, wolle die EU demnächst als giftige Stoffe kennzeichnen und auf der Verpackung ausweisen lassen, lautet die Sorge. Lavendelöl werde damit von einem Naturprodukt zu einem Giftstoff und lande mit synthetischen Stoffen auf einer schwarzen Liste der EU, lautet der dramatische Appell. Dabei sei der Lavendel «die Seele der Provence» und ein regionales Naturerbe.
Über 1000 Kilometer ausgewiesener Lavendel-Routen gebe es für Touristen. Und ausserdem nutzten schon die Ägypter und Römer Lavendel im Bad, in der Küche oder als Parfüm. In den sozialen Medien wird inzwischen zur Rettung des Lavendels aufgerufen, einem Petitionsaufruf haben sich bereits über 190 000 Menschen angeschlossen.
Der Erzeugerverband von Pflanzen für Medizinprodukte, Aromastoffe und Parfüm (PPAM) beziffert die wirtschaftliche Dimension: Rund 1700 Landwirte bauten auf 30 000 Hektar Fläche Lavendel an, 9000 Arbeitsplätze hingen direkt und 17 000 indirekt vom Anbau und der touristischen Vermarktung ab. Die Befürchtung sei, dass viele Hersteller ätherischer Öle bei zusätzlichen Auflagen wegen steigender Kosten aufgeben und die Öle nicht mehr in Kosmetik, Parfüms oder Lebensmitteln Verwendung finden. Bislang ist Frankreich der führende Hersteller.
Aber sind die Sorgen und die Alarmstimmung überhaupt berechtigt? «Die EU hat nicht die Absicht, Lavendelöl zu verbieten», stellt der Sprecher der Vertretung der EU-Kommission in Frankreich, Franck Arrii, klar. Der Schutz von Bevölkerung und Umwelt vor gefährlichen Chemikalien sei Ziel einer geplanten Anpassung bestehender Regeln, in der ätherische Öle bereits als chemische Substanzen erfasst sind.
Es sei noch zu früh, um sagen zu können, ob auf die Hersteller der Öle neue Auflagen zukommen, den kleinen Erzeugern solle nicht der Garaus gemacht werden. Bis ein Entwurf der neuen Regeln vorliege, dauere es wohl bis Ende 2022.
(SDA)