Zoff um «Golf von Amerika»
AP-Reporter erneut Zugang zu Berichterstattung aus Weissem Haus verwehrt

Das Weisse Haus verweigert einem AP-Reporter erneut Zugang. Pressesprecherin Leavitt verteidigt die Entscheidung und betont das Recht, zu bestimmen, wer ins Oval Office darf. Die Regierung will sich vor angeblichen «Lügen» der Medien schützen.
Publiziert: 01:58 Uhr
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Aktualisiert: 02:22 Uhr
Von US-Präsident Donald Trump umbenannt: Der Golf von Mexiko heisst in Amerika neu Golf von Amerika. Das hat auch Google für Suchen in den USA aktualisiert. In Mexiko ists weiterhin der Golf von Mexiko, im Rest der Welt werden beide Namen angegeben.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • AP-Reporter erneut vom Weissen Haus ausgeschlossen, Regierung will sich vor Lügen schützen
  • Trump-Regierung besteht auf Umbenennung des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika
  • AP ist grösste US-Nachrichtenagentur, deren Regelwerk seit Jahren Standardlektüre für Redaktionen ist
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AFPAgence France Presse

Einen Tag nach dem Ausschluss eines Reporters von Associated Press (AP) von der Berichterstattung aus dem Weissen Haus ist der grössten US-Nachrichtenagentur erneut der Zugang verwehrt worden. Am Mittwoch (Ortszeit) wurde der AP-Reporter den zweiten Tag in Folge daran gehindert, für sein Medium von der Vereidigung der neuen Geheimdienstdirektorin Tulsi Gabbard (43) zu berichten. Auf die wiederholte Einschränkung angesprochen, sagte die Pressesprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, die Trump-Regierung wolle sich vor «Lügen» der Medien schützen.

«Wir behalten uns das Recht vor, zu entscheiden, wer ins Oval Office darf», führte Leavitt am Mittwoch vor Journalisten aus. Dem US-Präsidenten Fragen zu stellen, sei als «Einladung» zu verstehen und nicht als Recht.

«Wenn wir das Gefühl haben, dass in diesem Raum Lügen verbreitet werden, werden wir dagegen vorgehen», sagte Leavitt weiter. Dabei verwies sie darauf, dass es «eine Tatsache» sei, «dass das Gewässer vor der Küste Louisianas Golf von Amerika genannt» werde. «Und ich bin mir nicht sicher, warum die Nachrichtenagenturen ihn nicht so nennen wollen, aber so ist es nun einmal.»

«Golf von Amerika»-Kontroverse

Am Dienstag hatte AP-Chefredakteurin Julie Pace mitgeteilt, dass ihr Reporter im Zusammenhang mit der Umbenennung des Golfs von Mexiko in «Golf von Amerika» durch US-Präsident Donald Trump (78) «daran gehindert» worden sei, an der Unterzeichnung eines Erlasses von Trump im Oval Office teilzunehmen.

Die Agentur wurde demnach von den Mitarbeitern des Weissen Hauses darüber informiert, dass ihr der Zugang zu einer dortigen Veranstaltung verweigert werde, sollte sie ihre «redaktionellen Standards nicht an die von Präsident Donald Trump erlassene Verordnung zur Umbenennung des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika anpassen».

Pace nannte den Vorgang «alarmierend». Den Agentur-Zugang zum Weissen Haus aufgrund des Inhalts der AP-Sprachregelung einzuschränken, behindere «nicht nur den Zugang der Öffentlichkeit zu unabhängigen Nachrichten. Dies verstosse auch «eindeutig gegen den ersten Verfassungszusatz».

Erlass sei nur für USA

AP ist die grösste Nachrichtenagentur in den USA. Ihr sprachliches Regelwerk gehört seit Jahren zur Standardlektüre für Nachrichtenredaktionen und Firmenbüros. In einem stilistischen Hinweis hatte AP im vergangenen Monat erklärt, dass Trumps Erlass «nur innerhalb der Vereinigten Staaten Berechtigung besitzt». Als globale Nachrichtenagentur, die Nachrichten auf der ganzen Welt verbreite, müsse AP «sicherstellen, dass Ortsnamen und Geografie für alle Zielgruppen leicht erkennbar sind», hiess es weiter.

Trump hatte unmittelbar nach seinem Amtsantritt ein Dekret unterzeichnet, das unter anderem die Umbenennungen des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika und des Berges Denali in Mount McKinley vorsah. Trump nannte den Golf einen «unauslöschlichen Teil Amerikas», insbesondere wegen seiner Bedeutung als beliebtes Touristenziel.

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