Bei Ausschreitungen in Papua-Neuguinea sind mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. Der Polizeichef des Pazifikstaates, David Manning, sagte am Donnerstag, acht Menschen seien in der Hauptstadt Port Moresby ums Leben gekommen. Sieben Tote habe es in der zweitgrössten Stadt des Landes, Lae, gegeben.
Auslöser soll eine technische Panne bei der Auszahlung der Beamtengehälter gewesen sein. Vielen wurde demnach nur etwa die Hälfte dessen gezahlt, was sie sonst verdienen. Die Betroffenen dachten offenbar, ihnen sei kurzfristig das Einkommen gekürzt worden und traten in den Streik.
Menschen mit Schusswunden eingeliefert
Regierungschef James Marape sprach von «Gesetzlosigkeit», die «nicht toleriert» werde. Er sagte, die Lage habe sich zwar etwas beruhigt; in einigen Gegenden von Port Moresby sei die Lage aber noch «angespannt».
In dem grössten Spital der Hauptstadt wurden 25 Menschen mit Schusswunden und sechs Menschen mit Verletzungen durch «Buschmesser» behandelt, wie die Nachrichtenagentur AFP erfuhr. Videos zeigten Plünderer in der Hauptstadt, die durch zerbrochene Glasfenster in Geschäfte stürmten und gestohlene Waren in Pappkartons, Einkaufswagen und Plastikeimer stopften.
«Sie haben die Plünderer verjagt»
AFP-Angaben zufolge wurden Gebäude und Autos in Brand gesteckt. Die US-Botschaft in Port Moresby teilte mit, dass in der Nähe ihres Geländes Schüsse gefallen seien, als die Polizei versuchte, «Gruppen von Plünderern zu vertreiben».
Laut einem Bewohner der Hauptstadt beruhigten sich die Ausschreitungen im Laufe des Tages weitgehend. «Sie haben die Plünderer verjagt und die Brände gelöscht», sagte er gegenüber AFP.
Regierung entschuldigt sich
Soldaten, Polizisten und Gefängniswärter hatten am Mittwoch zunächst friedlich gegen Gehaltskürzungen protestiert. An einigen Orten kam es später aber zu Ausschreitungen: Menschen plünderten Geschäfte und setzten Autos in Brand. Proteste gab es auch vor dem Amtssitz des Regierungschefs.
Die Regierung erklärte zwar, der Lohnabzug sei eine unbeabsichtigte Panne gewesen und versprach, dies sofort wieder zu beheben. Zu den Ausschreitungen kam es trotzdem. Premierminister James Marape versicherte den Beamten, dass es sich bei den Auszahlungen um einen Irrtum gehandelt habe und das fehlende Geld mit dem nächsten Gehalt ausgezahlt werde. Er räumte ein, dass die Zeiten wirtschaftlich extrem schwierig seien, «aber solche Gesetzlosigkeit hilft nicht».
Papua-Neuguinea liegt knapp 200 Kilometer von der nördlichsten Grenze Australiens entfernt und ist der grösste und bevölkerungsreichste Staat in Melanesien. Obwohl das Land über grosse Vorkommen von Gas, Gold und Mineralien verfügt, leben nach Schätzungen von Menschenrechtsgruppen immer noch fast 40 Prozent der neun Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze. (AFP)