Immer wieder werden Drogenhändler auf den Philippinen willkürlich getötet, ohne Verfahren oder Verteidigung. Jetzt ist auch ein Schweizer in die Fänge der philippinischen Justiz geraten. Michael T.* (50) bunkerte Methamphetamin, kurz Meth, und verkaufte es. Ausgerechnet an einen Undercover-Polizisten.
Der Schweizer wanderte vor drei Jahren aus, heiratete seine philippinische Frau Raffaela T.* (50) im Jahr 2016. Das Paar lebte in Caloocan, einem Stadtteil in der Metropolregion der Hauptstadt Manila. Bis jetzt.
Am Montagabend klopft ein Undercover-Ermittler an T.s Haustür. Der Polizist gibt vor, Meth kaufen zu wollen. Der Schweizer bietet ihm ein Päckchen im Wert von 200 Pesos an. Umgerechnet entspricht das 3.80 Franken.
Schweizer stand nicht auf Dealer-Liste
Dann erfolgt der Zugriff: Die Polizei nimmt Michael T. und seine Frau fest. Auch die Haushaltshilfe des Paares wird verhaftet. Die Beamten beschlagnahmen drei weitere Packungen Meth und Bargeld aus der Wohnung der Verhafteten.
Die philippinische Drogenpolizei hatte den Schweizer schon länger im Visier, wie die Zeitung «Manila Bulletin» berichtet. Zu seinem Glück stand er nicht auf der nationalen Drogenbeobachtungsliste – ansonsten hätte er die Verhaftung am Montag vermutlich nicht überlebt.
«Viele werden gleich erschossen»
Denn die philippinische Polizei geht mit aller Härte gegen die Drogenkrise im eigenen Land vor. «Dealer, die auf der Liste stehen, werden von den Beamten häufig sofort erschossen. Noch bevor man sie festgenommen oder vor Gericht gestellt hat», sagt Alexandra Karle, Sprecherin von Amnesty International, zu BLICK.
Im Fall von T. wurde ein Strafverfahren eingeleitet. Der Schweizer und seine Frau sind hinter Gittern – und werden es noch lange bleiben. Denn das scharfe Drogengesetz der Philippinen sieht vor: Beim Handel mit illegalen Substanzen droht eine Haftstrafe von mindestens zwölf Jahren – oder sogar lebenslänglich.
Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte möchte zudem das Gesetz weiter zuspitzen: Im Juli dieses Jahres gab er bekannt, im Kampf gegen die Drogen die Todesstrafe wieder einzuführen. Das Parlament hat dem schon zugestimmt. Der Senat noch nicht.
«Prekäre Haftbedingungen»
Ob und wann das Gesetz in Kraft tritt, ist noch unklar. Amnesty-Sprecherin Alexandra Karle betont jedoch, dass die Todesstrafe im Falle des Schweizers generell «unwahrscheinlich» sei. Erst recht, wenn das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) involviert ist.
Gegenüber BLICK bestätigt das EDA, mit den lokalen Behörden in Kontakt zu stehen. Man betreue den Verhafteten im Rahmen des konsularischen Schutzes. So stelle man sicher, dass das «Recht auf menschenwürdige Haftbedingungen» und das «Recht auf Verteidigung» respektiert würden.
Für das Strafverfahren seien aber die philippinischen Behörden zuständig. Die Zukunft von Michael T. ist ungewiss. Gemäss EDA ziehen sich Gerichtsverfahren auf den Philippinen häufig über Jahre hin. Die Haftbedingungen seien «prekär».
Zurzeit befinden sich sechs Schweizer Bürger auf den Philippinen hinter Gittern.