Die Stühle weit auseinander gestellt sass jeder Trauernde mit Mundschutz für sich allein bei der Beerdigung im englischen Milton Keynes. Sie alle nahmen Abschied von Alan Wright – unter strengen Corona-Massnahmen. Doch als Craig Bicknell (43) seine Mutter aufgelöst und weinend sah, konnte er nicht anders. Er nahm seinen Stuhl, setzte sich zu seiner Mami und legte seinen Arm um sie. Kurz darauf rückte auch der Bruder von Bricknell seinen Stuhl heran und wollte seine Mutter trösten. Eine rührende Szene. Ein kurzer Moment gemeinsam. Doch selbst das war der Familie nicht vergönnt.
Denn ein Mitarbeiter des Krematoriums sah die Drei dicht beieinander sitzen, stürmte sofort in den Saal und ermahnte die Trauernden. Sie mussten die Stühle wieder auseinander stellen.
«Der Vorfall hat die Zeremonie total ruiniert. Ich war richtig sauer danach», sagt Bricknell zur «BBC». Er habe versucht, nicht daran zu denken. Schliesslich habe er danach noch eine Rede halten müssen. In Grossbritannien dürfen bis zu 30 Personen an einer Beerdigung teilnehmen. Aber nur solange die Trauernden Abstand halten.
Familie hofft auf Lockerungen der Massnahmen – zu Ehren von Alan Wright
Gerade bei solchen Momenten müssten Ausnahmen gemacht werden oder die Massnahmen eben ergänzt werden, findet Bricknell. Er hofft, dass dieser Vorfall etwas an den Corona-Regeln für Beerdigungen ändert. Zu Ehren seines Vaters. Der Brite zur «BBC»: «Wir wissen, dass dies die neue Lebensweise ist, wir wissen, dass es Regeln gibt, an die man sich halten muss, aber wenn wir dies ändern können, haben wir etwas erreicht.»
Das Krematorium hat sich übrigens für den Rüffel entschuldigt. «Es tut uns leid, diese Familie verärgert zu haben.» Normalerweise würden die Mitarbeiter sensibler reagieren und nicht einfach aufspringen und die Zeremonie stören, wenn die Corona-Regeln nicht eingehalten werden. (jmh)