Wasserschäden, Lift-Pannen, kreischende Wände
Reiche nerven sich über diesen Luxus-Wolkenkratzer in New York

Eines der höchsten Gebäude der Welt kämpft mit Riesenpannen. Bewohner berichten über katastrophale Wohnbedingungen.
Publiziert: 04.02.2021 um 12:12 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2021 um 13:17 Uhr
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Er ist zu gross: Der Luxus-Wolkenkratzer 432 Park Avenue.
Foto: Corbis via Getty Images

426 Meter hoch, 104 Wohnungen, 3,1 Milliarden Dollar wert: Wie ein ausgestreckter (und sehr teurer) Mittelfinger ragt der Luxus-Wolkenkratzer 432 Park Avenue neben dem Trump-Tower in New Yorks Skyline hervor.

Nun wird eine der Lieblingsadressen der Reichen und Schönen zum Sanierungsfall. Die Bewohner beschweren sich unter anderem über Wasserschäden, häufige Fehlfunktionen des Lifts und «Wände, die knarren wie die Galeere eines Schiffes». Eine Recherche der «New York Times» spricht von Sachschäden in Millionenhöhe. Der mutmassliche Grund: die immense Bauhöhe.

Und 432 Park, wie die teure Adresse heisst, könnte nicht allein sein. Wie die Zeitung berichtet, wurden beim eiligen Bau der immer höheren Luxus-Immobilien New Yorks einige Tricks und Materialien verwendet, die den technischen Anforderungen schlicht nicht gerecht werden – über viele Probleme werde allerdings nicht öffentlich gesprochen.

Bewohnerin: «Das ist nicht Gottes Geschenk an die Welt»

432 Park ist das vierthöchste Gebäude New Yorks (und weltweit das 29.); ein protziger Bau, erst im Jahr 2016 eröffnet. Das Penthouse im 96. Stock ging für 88 Millionen US-Dollar über den Tisch – an den saudischen Shopping-Mall-Magnaten Fawaz Alhokair (55). Auch Jennifer Lopez (51) und ihr Verlobter Alex Rodriguez (45) kauften 2018 für 15,3 Millionen eine 400-Quadratmeter-Wohnung – schoben sie allerdings nur ein Jahr später wieder ab. Vielleicht, weil auch sie die Qualitätsmängel im Luxusbau nervten?

«Ich war überzeugt, dass es das beste Gebäude in New York sein würde», sagte Sarina Abramovich, eine der ersten Bewohnerinnen. «Sie tun immer noch so, als sei es Gottes Geschenk an die Welt, aber das ist es nicht.»

Ihre 17-Millionen-Dollar-Wohnung habe sich von Anfang an als Reinfall entpuppt. Statt in ein fertiges Gebäude sei sie mit ihrer Familie praktisch auf eine Baustelle gezogen. «Sie setzten mich in einen Lastenaufzug, der von Stahlplatten und Sperrholz umgeben war – mit einem Schutzhelm», erzählt sie. «So kam ich zu meiner superschicken Wohnung rauf.»

Bewohner musste 1,5 Stunden im Lift ausharren – wegen Wind

Abramovich beschreibt zahlreiche Probleme, die in den folgenden Monaten auftraten. Wasserschäden etwa – zwei bestätigte Vorfälle ereigneten sich offenbar auf den unbewohnten Zwischenstockwerken, die technisch nötig sind, um höher zu bauen und die gleichzeitig nicht auf die zulässige Grösse des Gebäudes angerechnet werden. Laut von der «New York Times» zitierten Ingenieuren sind dies keine Einzelfälle.

Ein anderes Mal sass ein Bewohner «wegen starken Winds», wie die Hausverwaltung mitteilte, für rund anderthalb Stunden in einem Lift fest. Auch das geht laut Ingenieuren direkt auf die Extrem-Bauhöhe zurück: Windschwankungen können dazu führen, dass die Kabel im Liftschacht herumschlagen und zu Verlangsamungen oder Stillständen führen.

Immobilienfirmen wehren sich

Am meisten stört die Bewohner aber offenbar eins: Lärm. Metalltrennwände «stöhnten» zwischen den Wänden, die Luft in den Schächten pfeife «gespenstisch». In den Wohnungen knarrt und knallt und klickt es – und der Müllschlucker klinge «wie eine Bombe».

Die Immobilienfirmen hinter der Luxusadresse wehren sich. 432 Park sei «ein erfolgreich entworfenes, gebautes und praktisch ausverkauftes Projekt», teilte etwa die beteiligte CIM Group mit. Wie bei allen Neubauten habe es in den ersten Jahren Wartungs- und Stilllegungsarbeiten gegeben. Der Bauleiter Lendlease teilte mit, man evaluiere die Kritik der Mieter aktuell. Das könnte die Luxus-Immobilie noch teurer machen. Allein 2019 stiegen die jährlichen gemeinsamen Kosten laut Erhebungen der Hausverwaltung um fast 40 Prozent. (kin)

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