Wasser, Eis, Staubstürme und Temperaturen bis minus 120 Grad
Marsianer, zieht euch schon mal warm an!

Flüssiges Wasser, so verkündete die Nasa Anfang Woche, habe sie auf dem Mars gefunden – eine Sensation. Weil dann theoretisch Leben möglich ist auf dem 55 Millionen Kilometer entfernten Planeten. Was heisst das für uns? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Publiziert: 04.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:01 Uhr
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In diesen Kapseln sollen die Raumfahrer des Projekts «Mars One» den Planeten besiedeln.
Foto: Bryan-Versteeg
Von Katia Murmann

1. Woher kommt das Wasser auf dem Mars?
«Wahrscheinlich ist es so: Auf dem Mars gibt es Wassereis im sandigen Boden», erklärt Tilman Spohn, Leiter des Instituts für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin. «Scheint die Sonne auf günstig gelegene Hänge, verflüssigt sich das Eis. Dann fliesst Wasser.»

2. Gibt es Flüsse und Seen auf dem Mars?
Im Moment eher nicht. Aber: «Es gab vor drei bis vier Milliarden Jahren fliessendes Wasser und Seen auf dem Mars», sagt Professor Spohn. Die Seen bestanden allerdings nicht dauerhaft, «sondern vielleicht eher in Episoden von einigen 10000 Jahren Länge».

3. Finden wir jetzt Leben auf dem Mars?
«Der Mars ist ein heisser Kandidat für alle, die Leben im All suchen», sagt Spohn. Die Zeitspannen, in denen es fliessendes Wasser und Seen gab, könnten gereicht haben, um Leben entstehen zu lassen – allerdings kein intelligentes Leben, sondern sehr einfaches, mikrobielles Leben. Für Tilman Spohn ist denkbar, «dass sich dieses Leben in ökologische Nischen zurückgezogen hat, in tiefere Gesteinsschichten oder in Höhlen, geschützt vor der UV-Strahlung und bei gemässigten Temperaturen».

4. Wie lebt es sich auf dem Mars?
Der Mars ist nur von einer dünnen Atmosphäre umgeben, die UV-Strahlung wesentlich stärker als auf der Erde. Es gibt Jahreszeiten, die Temperaturen liegen im Sommer in günstigen Lagen bei 20 Grad. Im Mittel beträgt die Temperatur allerdings minus 60 Grad, im Winter wird es bis zu minus 120 Grad. Im Sommer gibt es zudem wochenlange Staubstürme.

5. Wann erfahren wir mehr über das Leben auf dem Mars?
Schon im nächsten Jahr starten zwei Missionen zum Mars: eine Nasa-Landemission mit Schweizer Beteiligung – die ETH Zürich liefert die Elektronik für ein europäisches Seismometer. Ausserdem schickt die Europäische Weltraumagentur ESA einen Satelliten, der Spurengase in der Atmosphäre suchen soll – unter anderem Methan, das auf biologische Aktivität hindeuten könnte. 2018 will die ESA ein Fahrzeug zum Mars schicken, das gezielt Leben suchen soll.

6. Das private Projekt «Mars One» will im Jahr 2027 die ersten Astronauten zum Mars schicken. Können Menschen dort wirklich leben?
Ja, ist Steve Schild (30) überzeugt. Der Thurgauer schaffte es in die Runde der letzten 100, will mit «Mars One» im Jahr 2028 als einer der ersten Menschen auf den Mars fliegen, acht Monate dauert der Flug. Einmal angekommen, sollen die Pioniere in Kapseln leben. «Sie werden mit Erde überschüttet, um die Strahlung abzuhalten», sagt Schild. Jeweils vier Personen teilen sich 250 Quadratmeter Mars-Fläche. In Raumanzügen sollen sie den Planeten erforschen. Eine Rückkehr zur Erde ist nicht vorgesehen. Die geschätzten Kosten für das Projekt: sechs Milliarden. Investoren werden gesucht.

7. Wenn die Erde unbewohnbar wird: Ziehen wir dann auf den Mars um?
Professor Tilman Spohn ist skeptisch: Es sei ein riesiger Aufwand, den Mars zu kolonialisieren. «Wir sollten besser sorgfältig mit unserem Planeten umgehen, damit wir hier noch lange leben können.» Das sei prinzipiell auch noch einige Milliarden Jahre möglich. «Im Laufe dieser Zeit wird die Sonne allerdings grösser werden und die Sonnenstrahlung intensiver.» Dann müsste die Menschheit auswandern – am besten ganz weit weg. «Der Mars wäre nur für beschränkte Zeit ein sicherer Hafen, weil er zu nah an der Erde ist.» Was sich der Forscher gut vorstellen kann: «Dass wir in 100 Jahren Aussenstellen für die Forschung auf dem Mond und dem Mars haben, so wie heute in der Antarktis. Und es mag gut betuchte Zeitgenossen geben, die Abenteuerreisen zum Mond oder Mars machen möchten.»

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