Was wir über das Havanna-Syndrom wissen
Das steckt hinter mysteriösen Symptomen bei US-Diplomaten

In der Vergangenheit litten US-Diplomaten immer wieder an Symptomen wie Kopfschmerzen und Übelkeit. Neuen Recherchen zufolge könnten russische Geheimdienste hinter der mysteriösen Krankheit stecken. Was wir bisher wissen.
Publiziert: 02.04.2024 um 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2024 um 15:50 Uhr
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Am Nato-Gipfel in Vilnius soll es zu Fällen des Havanna-Syndroms gekommen sein.
Foto: IMAGO/Sipa USA
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Janine EnderliRedaktorin News

Pulsierende Kopfschmerzen, eingeschränktes Sehvermögen, Schwindel und Übelkeit: Rund 1000 US-Diplomaten leiden am sogenannten «Havanna-Syndrom». 

Jetzt zeigt sich: Bei einem hochrangigen Beamten des US-Verteidigungsministeriums sind beim Nato-Gipfel im litauischen Vilnius im vergangenen Jahr Symptome aufgetreten, die denen des Syndroms ähneln. Neue Recherchen legen nahe, dass russische Geheimdienste möglicherweise für die Auslösung der Symptome verantwortlich sind. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zum mysteriösen Syndrom.

Was ist das Havanna-Syndrom?

Die ersten Fälle des Havanna-Syndroms tauchten nach bisherigen Erkenntnissen 2016 bei CIA-Beamten in der kubanischen Hauptstadt auf – daher rührt der Name. Zahlreiche kanadische und US-Diplomaten litten unter Gesundheitsproblemen wie Benommenheit, Müdigkeit und Kopfschmerzen sowie Hör- und Sehproblemen. 

Seit dem Vorfall in Havanna wurden mehr als 1000 Fälle gemeldet, von denen Mitarbeiter der US-Regierung in der ganzen Welt betroffen waren.

Wie erklären sich Mediziner die Symptome?

Die Ursache für die Symptome hat die US-Behörden verwirrt und medizinische Experten verblüfft, da sie schwer zu fassen sind: Eine FBI-Agentin, die unter dem Syndrom litt, erzählte US-Medien, dass es sich anfühlte, als würde ein Zahnarzt in ihrem Ohr bohren, und dies «mal 10». 

Gehirn-Scans der Opfer zeigten Gewebeschäden und Volumenverluste, die denen ähneln, die beim Syndrom einer anhaltenden Gehirnerschütterung auftreten – die untersuchten Personen erlitten jedoch alle kein Kopftrauma. 

Die Fachleute der University of Pennsylvania kommentierten die Ergebnisse wie folgt: «Die Geräusche könnten ein zufälliger Nebeneffekt einer anderen Art von Einwirkung gewesen sein. Zum Beispiel könnte ein Gerät sowohl den Ton als auch den neurologischen Schaden verursacht haben.» In einem Bericht vom 5. Dezember 2020 wird zielgerichtete gepulste Radiofrequenzenergie als wahrscheinlichste Ursache für die Symptome genannt.

Welche Rolle spielt der russische Geheimdienst?

Journalisten von «The Insider», CBS und dem «Spiegel» fanden Hinweise darauf, dass Mitglieder der Spezialeinheit 29.155 des russischen Militärgeheimdiensts GRU die Vorfälle ausgelöst haben könnten. So hätten die Geheimdienstler an sogenannten akustischen Waffen und an Mikrowellen-Strahlung geforscht. Die gezielten Operationen sollen teilweise auch über die Schweiz abgewickelt worden sein. Zudem sind auch in der Genfer US-Mission Havanna-Syndrom-Fälle aufgetreten.

Agenten der Einheit 29.155 sollen 2018 auch versucht haben, in Südengland den Doppelspion Sergej Skripal (72) mit dem Nervengift Nowitschok zu töten. Mehrere ihrer Namen tauchen nun wieder in den Recherchen rund um das Havanna-Syndrom auf.

Russland weist die Vorwürfe vom Gebrauch von Energiewaffen vehement zurück. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete den Bericht als «haltlos» und streitet eine Verwicklung in die mysteriösen Gesundheitsprobleme der Diplomaten ab. 

Wie schätzen US-Geheimdienste das Havanna-Syndrom ein?

Im März 2023 veröffentlichten mehrere US-Geheimdienste einen Bericht, der die Involvierung eines «gegnerischen Staates» als «höchst unwahrscheinlich» bezeichnet. Trotzdem räumten Beamte damals ein: Die Betroffenen könnten von gerichteter Energie oder Mikrowellen getroffen worden sein, die von versteckten Geräten abgefeuert wurden.

Aufgrund zahlreicher Beschwerden von Betroffenen hat die US-Regierung in den letzten Jahren zahlreiche Anstrengungen unternommen, um derzeitigen und ehemaligen Arbeitnehmern, die unter dem Havanna-Syndrom leiden, Unterstützung zu bieten. 


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