Die Pyramiden warten immer wieder mit Überraschungen auf. Im Rahmen des Projekts «Scan the Pyramids» ist ein internationales Forscherteam aus Ägypten, Frankreich und Japan auf zuvor unbekannte Strukturen in der Cheops-Pyramide gestossen. Nun berichten sie im Fachblatt «Nature» von einem grossen versteckten Hohlraum, der bisher völlig unbekannt war.
Gelungen ist die Entdeckung des Hohlraums dank eines bildgebenden Verfahrens, das auf kosmischer Strahlung beruht. Genauer gesagt auf Myonen, elektronenähnlichen Elementarteilchen, deren Flugbahn sich ändert, je nachdem ob sie Stein oder Luft durchdringen. So können Forschende mithilfe von Detektoren eine Art «Röntgenbild» der Pyramide erstellen. Ähnlich hatten Wissenschaftler der Uni Bern bereits den Eigergletscher durchleuchtet und im vergangenen Juni davon berichtet.
Die genaue Struktur des mindestens 30 Meter langen Hohlraums ist noch unbekannt. Das Entdeckerteam um Mehdi Tayoubi vom Heritage Innovation Preservation Institute in Paris und Kunihiro Morishima von der Nagoya University in Japan bestätigte seine Existenz jedoch mit mehreren weiteren Techniken.
«Interessant ist vor allem die Position dieses neuen Hohlraums», sagt Ägyptologin Susanne Bickel von der Universität Basel auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der «Nature»-Studie zufolge befindet er sich über der grossen Galerie, die rund 47 Meter lang und fast neun Meter hoch ist und zur Königskammer führt. «Vermutlich wollte man die Galerie von der darüber liegenden Steinmasse entlasten», so Bickel.
Der Hohlraum hat nach bisherigem Wissensstand keinen Zugang, was gegen eine Grabkammer spreche. «Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um einen statischen Trick handelt, um die gewollten Hohlräume zu entlasten», erklärt die Ägyptologin. Das unterstreiche einmal mehr das ausgesprochen ausgeklügelte Design des Pyramidenbaus.
Die «Grosse Pyramide» von Gizeh wurde während der Herrschaft von Pharao Khufu (Cheops) zwischen 2509 und 2483 vor Christus gebaut. Obwohl sie eines der ältesten und grössten Bauwerke der Menschheit ist, sind viele Fragen zu ihrer inneren Struktur noch offen. Mit nicht-invasiven Methoden versuchen die Forschenden im Projekt «ScanPyramids», die Geheimnisse dieses Weltwunders der Antike zu lüften.