Für die meisten Geimpften bleibt der Corona-Piks bloss ein Piks. Bei manchen treten Nebenwirkung wie Fieber, Müdigkeit, Kopf- oder Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Übelkeit auf. Unterschiedliche Impfreaktionen zeigen, wie mancher Körper mit der Immunabwehr beschäftigt ist. Das Trinken von Alkohol, so wird von Expertenseite gewarnt, kann den Körper dabei unnötig noch stärker belasten.
Die Schäden durch übermässigen Alkoholkonsum sind hinreichend belegt. Grosse Mengen an Alkohol können sich insbesondere nach dem Piks als Gift erweisen, sagte die Frankfurter Virologen Sandra Ziese der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Alkohol im Übermass sei «Gift für den Körper»: Wenn der Körper mit den Folgen der Impfung zu kämpfen habe, «sollte man ihn nicht auch noch mit Giftstoffen belasten».
Alkohol kann auch die Immunabwehr unterdrücken. Dabei ist das Ziel der Corona-Impfung ja gerade das Gegenteil: Dass das Immunsystem mit voller Kraft reagiert, um einen Schutz gegen die Viren zu entwickeln. «Ihr Immunsystem muss tipptopp funktionieren, damit Sie gut auf den Impfstoff ansprechen», sagt die britische Immunologin Sheena Cruickshank von der Universität Manchester. «Wenn Sie also am Vorabend oder kurz nach dem Piks trinken, wird das nicht helfen.»
Sputnik-V-Entwickler empfiehlt dreitägige Abstinenz
Eine russische Gesundheitsbeamtin ging noch viel weiter und empfahl Impfkandidaten eine zweimonatige Alkohol-Abstinenz. «Mischen Sie den Sputnik-Impfstoff nicht mit Alkohol», warnte Anna Popova, Russlands oberste Schützerin der Verbraucherrechte und des menschlichen Wohlergehens.
Personen sollten mindestens zwei Wochen vor der ersten von zwei Injektionen keinen Alkohol mehr trinken, riet Popova. Daraufhin sollten für weitere 42 Tage abstinent bleiben. Ein Ratschlag, der im trinkfesten Land, wo Alkohol reichlich fliesst, auf Unverständnis stiess. «Das nervt mich wirklich», wurde die Moskauerin Elena Kriven zitiert. «Es ist unwahrscheinlich, dass ich 80 Tage lang nichts trinken kann.» Sie vermute, dass «der Stress, den der Verzicht auf Alkohol für den Körper bedeutet, schlimmer wäre als die Nebenwirkungen des Impfstoffs und seine angeblichen Vorteile.»
Der Entwickler des Sputnik-V-Impfstoffs, Alexander Gintsburg, erklärte später auf dem offiziellen Sputnik-V-Konto von Twitter, Popovas Ratschlag sei viel zu extrem. Gintsburg riet zum Alkoholverzicht für drei Tage nach jeder Injektion. Gintsburg betonte, dass diese Anleitung für alle Impfstoffe gelte.
Nebenwirkungen... oder doch eher Alkohol-Kater?
Keine Gesundheitsbehörde der Welt hat eine konkrete Warnung bezüglich Alkoholkonsum nach einer Covid-Impfung erlassen. Dabei rät auch die US-Ärztin Tania Elliott im Gesundheitsportal «Health», dass Alkohol Nebenwirkungen des Impfstoffs noch verstärken könne: «Zu den Nebenwirkungen der Impfung gehören Muskelschmerzen und Unwohlsein. Wenn Sie das mit den Nebenwirkungen von Alkohol kombinieren, besteht die Gefahr, dass Sie sich noch schlechter fühlen.» Man soll dem Körper Zeit geben, sich zu erholen, empfiehlt Elliott: «Konzentrieren Sie sich auf Ruhe und Flüssigkeitszufuhr.»
Das verhindert auch, dass Leute, die nach der Impfung Alkohol trinken, Kater-Symptome auf den Impfstoff abschieben. Manche, so wird ein Arzt am renommierten US-Gesundheitszentrum Johns Hopkins zitiert, hätten Katersymptome mit Nebenwirkungen verwechselt. (kes)