Ermittlungen in China
Interpol-Chef gibt nach Verschwinden Rücktritt bekannt

Tagelang hörte die Frau des Interpol-Präsidenten Meng Hongwei nichts von ihm. Jetzt gibt Interpol selbst bekannt: Hongwei ist zurückgetreten. Zuvor teilten die chinesischen Behörden mit, dass eine Untersuchung gegen ihn läuft.
Publiziert: 07.10.2018 um 20:43 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 09:28 Uhr
Erster Chinese im Amt: Interpol-Präsident Meng Hongwei.
Foto: REUTERS

Die internationale Polizeibehörde Interpol hat den Rücktritt ihres seit Tagen vermissten Präsidenten Meng Hongwei bekannt gegeben. Es sei eine Rücktrittserklärung Mengs mit «sofortiger Wirkung» eingegangen, teilte Interpol am Sonntagabend in Lyon mit.

Zuvor hatte China bekannt gegeben, gegen Meng zu ermitteln. Der Chinese Meng war am 25. September zu einem Besuch in seinem Heimatland China eingetroffen. Seine Frau gibt an, seitdem nichts mehr von ihm gehört zu haben.

Laut einem Bericht der Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» von vergangener Woche wurde der 64-Jährige bei seiner Ankunft in Peking von Vertretern der nationalen Disziplinarkommission abgeführt. Diese Behörde gab nun die Ermittlungen gegen Meng bekannt. Sie ist unter anderem für die Verfolgung von Korruption in den Reihen der Staatsbediensteten zuständig.

Er galt zunächst als vermisst

Nach dem Verschwinden Mengs hatte Interpol von China eine Stellungnahme zu dessen Verbleib gefordert. Die Polizeiorganisation habe die chinesischen Behörden um eine Klarstellung zu Mengs «Status» gebeten und erwarte eine Antwort, teilte Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock am Samstag mit. Meng ist auch Vizeminister für öffentliche Sicherheit in China.

Mengs Familie hatte Ende September den Kontakt zu ihm verloren, nachdem er in sein Heimatland gereist war. Seine Frau hatte ihn schliesslich bei den Behörden in Frankreich als vermisst gemeldet - Interpol hat seinen Sitz in Lyon.

Die Ehefrau wandte sich mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit. «Diese Angelegenheit betrifft die internationale Gemeinschaft», sagte sie am Sonntag in Lyon, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Sie habe dabei aus Sorge um ihre Sicherheit den Kameras den Rücken zugedreht und mit zitternder Stimme gesprochen.

Vorwürfe noch unklar

Was genau dem Vizepolizeiminister in China vorgeworfen werden soll, wurde nicht klar. Aber häufig geht es bei einem solchen Vorgehen um Korruption oder andere Disziplinarverstösse. 

Die französische Justiz in Lyon hatte eine Untersuchung eingeleitet, wie am Freitag bekannt geworden war. Wie AFP unter Berufung auf das Pariser Innenministerium meldete, wurde Mengs Frau in Frankreich unter Polizeischutz gestellt, nachdem sie von Drohungen über soziale Netzwerke und per Telefon berichtet hatte.

Am Rande ihrer Erklärung in Lyon habe die Frau Journalisten erzählt, dass sie zuletzt am 25. September von ihrem Mann gehört habe: Er habe ihr eine Nachricht geschrieben, dass sie auf seinen Anruf warten solle - und dann ein Emoticon hinterhergeschickt, das eine Gefahrensituation ausdrücke.

Meng seit 2016 im Amt

Interpol ist die wichtigste internationale Polizeiorganisation der Welt. Die 192 Mitgliedstaaten tauschen unter anderem Informationen zu gesuchten Personen aus.

Meng war 2016 als erster Chinese zum Interpol-Präsidenten gewählt worden - eine international durchaus umstrittene Personalie. Sie hatte vor allem unter Menschenrechtlern Besorgnis ausgelöst. Amnesty International warf China damals vor, schon lange zu versuchen, Interpol für die Fahndung nach chinesischen Dissidenten und Aktivisten zu benutzen.

Der Interpol-Präsident wird immer für vier Jahre ernannt und steht dem Exekutivausschuss der Organisation vor. Dieses Gremium wacht über die Umsetzung der Entscheidungen der jährlichen Generalversammlung der Organisation. Für die Führung der Alltagsgeschäfte von Interpol ist Generalsekretär Stock verantwortlich. (SDA)

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