Als die Forscher vor acht Jahren auf der Marion-Insel im südlichen Indischen Ozean sahen, wie ein Seebär einen Königspinguin zu missbrauchen versuchte, glaubten sie noch an einen Einzelfall. An einen Irrtum eines sexuell unerfahrenen Tieres. Doch das war es offenbar nicht. Denn inzwischen haben William A. Haddad und Nico de Bruyn von der Universität Pretoria in Südafrika drei weitere, ähnliche Vergewaltigungsversuche beobachtet – und sogar mit der Kamera gefilmt.
Ohne Rücksicht auf Verluste
Wie die Wissenschaftler in einer nun veröffentlichten Studie schreiben, liefen die Attacken immer gleich ab. Die Seebären jagten die Pinguine zunächst durch die Gegend, packten sie, bestiegen sie und versuchten, Sex mit ihnen zu haben. Besonders rücksichtsvoll gingen die Seebären dabei nicht vor.
In mindestens einem der dokumentierten Fälle trug der Pinguin sichtbare Verletzungen davon, in einem weiteren tötete der Seebär sein Opfer sogar und ass es anschliessend auf.
Keine Verwechslung
Seebären werden bis zu zwei Meter lang und über 200 Kilogramm schwer. Königspinguine messen rund einen Meter und sind ungefähr 16 Kilo schwer. Warum die riesigen Säugetiere auf die viel kleineren Vögel losgehen und sie vergewaltigen wollen, ist indes unklar.
Die Forscher stehen vor einem Rätsel. Dass die ausschliesslich männlichen Seebären die Pinguine fälschlicherweise für weibliche Artgenossen halten, glaubt de Bruyn aber nicht.
«Möglicherweise ist das Verhalten ein Ausdruck von sexueller Frustration, verursacht durch Hormonschübe während der Paarungszeit», sagte der Forscher dem Onlineportal der BBC. «Vielleicht sind die Vögel für die Seebären aber auch nur eine leichte Beute, um ihre Kopulations-Fähigkeiten zu trainieren.»