«Warmi Power» in Bolivien
Indigene Frauen kämpfen gegen Gewalt

Tausende Frauen in Bolivien wappnen sich mit Taekwondo-Techniken und psychologischen Strategien gegen Gewalt.
Publiziert: 08.03.2022 um 10:49 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2022 um 11:47 Uhr
Laura Ramos (l) zeigt eine Taekwondo-Übung mit ihrer Assistentin, Lidia Maytia (r), während eines Workshops des Projekts «Warmi Power» (Frauenpower) für Selbstverteidigung für Frauen. Foto: Radoslaw Czajkowski/
Foto: RADOSLAW CZAJKOWSKI

«Warmi Power» heisst das Projekt, mit dem seine Gründerinnen Laura Roca und Kimberly Nosa durch Stadtviertel und ländliche Gegenden des südamerikanischen Landes ziehen, um ihnen solche Kenntnisse zu vermitteln. «Warmi» bedeutet in der Indigenen-Sprache Aimara «Frau».

«Ich sehe jeden Tag, dass es viel Gewalt gibt», sagt die Projekt-Assistentin Lidia Mayta bei einem Kurs in El Alto, der Zwillingsstadt des Regierungssitzes La Paz, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Sie trägt die typische Kleidung der Cholitas mit wehendem Rock und Melone. Auch sie selbst sei auf dem Nachhauseweg schon überfallen worden und habe nicht gewusst, wie sie sich verhalten sollte. Zum Glück habe sie Hilfe bekommen. «Aber die Episode hat mich motiviert, teilzunehmen und andere Frauen zu bemächtigen», so Mayta.

Gegen häusliche Gewalt und Überfälle

Mehr als 20'000 Frauen in Bolivien, die Hälfte unter ihnen Indigene, hat «Warmi Power» inzwischen erreicht. Die Teilnehmerinnen machen den Kurs, um sich gegen Überfälle auf der Strasse, aber auch gegen häusliche Gewalt zu wehren. «Ich bin froh, dass es einen solchen Workshop gibt - auch weil wir hier keine Sicherheit haben», sagt etwa Mary Quispe der dpa.

Bolivien ist laut UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (Cepal) das Land mit den meisten Frauenmorden pro Einwohner in Südamerika. «Trotz Gesetzen stoppt die Gewalt nicht. Es gibt weiter Machismo, also werden die Frauen auf der Strasse, zu Hause angegangen. Ich weiss nicht, wie wir das stoppen können», sagt Lidia Mayta. «Deshalb ist sehr wichtig, dass wir diese Selbstverteidigung lernen, um zu entkommen und unser Leben retten zu können.»

Femizide in Bolivien

In dem Andenstaat hatte es zuletzt Proteste gegen Gewalt und Morde an Frauen (Femizide) sowie Straflosigkeit für solche Verbrechen gegeben - ausgelöst vom Fall eines verurteilten Frauenmörders, dem ein Richter trotz einer Haftstrafe von 30 Jahren Hausarrest genehmigt hatte und der dann wieder zuschlug. Einem Frauenkollektiv zufolge sind in Bolivien rund 120 angeklagte oder verurteile Vergewaltiger oder Frauenmörder aufgrund solcher Entscheidungen auf freiem Fuss.

(SDA)

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