Die Kleinstadt Lahaina auf der hawaiianischen Insel Maui ist gezeichnet von den Flammen. Die verkohlten Überreste der Gebäude lassen kaum erahnen, dass hier bis vor wenigen Tagen noch ein 13'000-Einwohner-Ort stand, der jährlich zwei Millionen Touristen anzog.
Inmitten der Ruinen des alten Walfang-Städtchens aber steht ein Gebäude, das anscheinend vom Feuer verschont blieb. Das grün-weisse Haus samt Auto steht unversehrt in einer Katastrophen-Landschaft von Trümmern, schwarz verkohlten Strommasten, zerstörten Autos und toten Palmen. Gegenüber «CNN» sagt ein Bewohner: «Wir haben kein Lahaina mehr, es ist weg.»
Bis auf das grün-weisse Haus.
Die Waldbrände auf Maui
Während die schweren Buschfeuer und Waldbrände, welche innert weniger Tage die Kleinstadt Lahaina dem Erdboden gleichmachten, erbarmungslos wüteten, blieb das Haus unbeschadet stehen. Wie ist das möglich?
Die «Bild»-Zeitung hat dazu den ehemaligen Präsidenten der deutschen Katastrophenschutzorganisation THW, Alfred Broemme (70), befragt. Als Feuerwehrmann kennt er die Eigenheiten der Flammen. Laut ihm sind vermutlich günstige Windbedingungen für den glücklichen Zufall verantwortlich: «Wir sprechen hier aller Voraussicht nach von einem wirbelnden Wind, der das Feuer um das Gebäude gedreht hat.»
Bewohner erzählen von entscheidenden Renovierungen
Er betont, dass «extrem viel Glück» dazu geführt habe, dass der Wind das Feuer ausgerechnet vor diesem Haus in eine andere Richtung drückte. Der Experte vermutet zudem, dass es sich bei dem Gebäude um ein massives Steinhaus handelt, da leicht brennbare Materialien allein schon wegen der Hitze der Flammen Feuer gefangen hätten. Doch dem ist nicht so, wie sich nun herausstellt.
Hausbesitzer Dora Atwater Millikin und ihr Ehemann Dudley erklärten in einem Interview mit der «Los Angeles Times», dass es sich um ein Holzhaus handelt. Allerdings nahm das Paar einige Renovierungen vor, die sie womöglich vor dem Feuer schützten. Die Hausbesitzer erklären, dass sie etwa das Asphaltdach durch ein massives Metalldach ersetzten. Zudem legten sie rund um das Haus Steine, welche das Feuer abgehalten haben könnten. Damit nicht genug. Das Paar wollte verhindern, dass Termiten den Holzrahmen des Hauses angreifen. Deshalb entfernten sie das Laub rund um ihr Haus.
Renovierungen waren Glück im Unglück
All dies waren Massnahmen, die das Paar zufällig ergriff. Den Feuerschutz hatten sie dabei nicht im Sinn. «Es ist ein 100-prozentiges Holzhaus, also haben wir es nicht feuerfest gemacht oder so», erklärt Frau Atwater Millikin der Zeitung. Ihre Freude über das Glück im Unglück hält sich aber dennoch in Grenzen, denn viele Nachbarn des Paares starben bei dem Feuer. «So viele Menschen haben alles verloren, und wir müssen aufeinander aufpassen und alles wieder aufbauen», sagt sie.
Bislang sind rund 110 Tote bestätigt worden. 1000 Menschen gelten noch immer als vermisst und die Durchsuchung des Katastrophengebiets hat gerade erst begonnen. Es ist also davon auszugehen, dass die Zahl der Toten noch steigen wird. Schon jetzt gilt die Katastrophe als eine der folgenreichsten Grossbrände der vergangenen 100 Jahre in den USA. (dru)