Wahlslogan der FPÖ spaltet die Christen in Österreich
Hofer hofft auf die Stimme Gottes

Vor der Bundespräsidenten-Wahl macht FPÖ-Kandidat Norbert Hofer plötzlich auf fromm. Die Reformierten werfen ihm Missbrauch des Herrgotts vor.
Publiziert: 26.10.2016 um 09:14 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:47 Uhr
Hofft auf Hilfe von oben: Norbert Hofer (FPÖ).
Foto: imago/Eibner Europa
Guido Felder

Norbert Hofer (45) zieht alle Register. Für die Wiederholung der Bundespräsidenten-Wahl am 4. Dezember holt er den Herrgott persönlich zu Hilfe. Sein neuer Slogan lautet nämlich: «In eurem Sinne entscheiden – so wahr mir Gott helfe.»

Diese Aussage hat laut Hofers Wahlkampfmanager Herbert Kickl (48) drei Bedeutungen: Hofer wolle zeigen, dass er von einem «christlich-abendländischen Wertesystem» geprägt worden sei, er selber ein im «christlichen Sinne gläubiger Mensch» sei und er sich bei möglichen schwierigen Entscheidungen «nicht nur auf seine subjektive Meinung verlässt, sondern sich auf ein christlich-orientiertes Gewissen beruft».

Das zweite Gebot nicht beachtet

Hofer ist vor Jahren von den Katholiken zu den Reformierten übergetreten. Er sagte damals, dass er mit weiten Teilen der Amtskirche, der Scheinmoral und den immer stärker werdenden linkskatholischen Strömungen «nichts anfangen» könne.

Foto: imago/Eibner Europa

Der fromme Slogan Hofers passt nicht allen. Er treibt sogar einen Keil zwischen die österreichischen Reformierten und Katholiken.

Aus reformierten Reihen hagelt es Kritik an die Adresse von Hofer. Der evangelische Superintendent der Diözese Salzburg und Tirol, Olivier Dantine (43), poltert: «Ein Kandidat, der seinen christlichen Glauben öffentlich macht, sollte das zweite Gebot kennen.» Dieses lautet: Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Der Name Gottes werde in diesem Zusammenhang missbräuchlich verwendet, glaubt Dantine.

Der evangelische Bischof Michael Bünker (62) sowie weitere Spitzenvertreter der Reformierten lassen gemeinsam verlauten: «Gott lässt sich nicht für eigene Absichten oder politische Zwecke instrumentalisieren.»

Katholiken: Kein Copyright auf «Gott»

Die Katholiken sehen das viel gelassener. Michael Prüller (65), Kommunikationschef der Erzdiözese Wien, schreibt in der «Presse am Sonntag»: «Es steht der Kirche nicht zu, über die Motive Hofers zu spekulieren. ‚Gott‘ ist kein Begriff, auf den wir Katholiken ein Copyright haben.»

Bei den Umfragen leicht im Rückstand: Der Grüne Alexander Van der Bellen.
Foto: REUTERS

Prüller hält fest, dass Hofer den Namen Gottes «auf eigene Gefahr» ins Spiel bringe. Natürlich spreche einiges dafür, dass Hofer Gott nur für den Stimmenfang ins Spiel bringe. Dies allein sei aber kein unredliches Verhalten. Prüller: «Ist das Gewinnen nicht der Sinn von Wahlplakaten?»

Man sagt ja auch «Grüss Gott»

Die FPÖ weist die Kritik der Reformierten zurück. «So wahr mir Gott helfe» werde auch im Amtseid verwendet und sei alles andere als ein Missbrauch des Begriffs. Wahlkampfleiter Herbert Kickl: «Es ist genauso wenig ein Missbrauch, wie wenn man jemanden mit ‚Grüss Gott‘ begrüsst oder Worte wie ‚Gott sei Dank‘ und ‚um Gottes Willen‘ benützt.»

Am 4. Dezember tritt Norbert Hofer nochmals gegen den Grünen Alexander Van der Bellen (72) an, nachdem die Wahl vom 22. Mai für ungültig erklärt werden musste. Der Grund: Bei der Rücksendung hatten sich zahlreiche Wahlcouverts von selber geöffnet. Leimpanne!

Die neueste Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Gallup vom 22. Oktober sieht Hofer mit 51 Prozent leicht im Vorsprung.

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