Wahlrecht entzogen
Venezuelas Oppositionsführer für 15 Jahre gesperrt

Der Machtkampf in Venezuela steuert auf einen neuen Höhepunkt zu. Oppositionsführer Henrique Capriles wird für 15 Jahre von öffentlichen Ämter suspendiert. Das sei ihm von der Regierung mitgeteilt worden, sagte Capriles am Freitag.
Publiziert: 08.04.2017 um 04:04 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:31 Uhr
Venezuelas Oppositionspolitiker Henrique Capriles zeigt das Dokument, das ihn für 15 Jahre von einer Kandidatur ausschliessen soll.
Foto: KEYSTONE/AP/ARIANA CUBILLOS

Vorausgegangen sei eine Entscheidung der Aufsichtsbehörde der Republik, die die Amtsträger kontrolliert. Capriles kündigte an, er werde der Anordnung nicht nachkommen und seinen Posten als Gouverneur behalten. «Wer zuletzt lacht, lacht am besten», kündigte Capriles eine Protestwelle auf der Strasse an.

«Nicolás Maduro, sieh Dich vor!», sagte er an die Adresse des Präsidenten. Capriles ist Gouverneur des Bundesstaats Miranda und galt bisher als aussichtsreicher Kandidat bei der Wahl 2018. Im Jahr 2013 hatte er nach dem Tod von Hugo Chávez mit 48,9 Prozent knapp gegen den Sozialisten Maduro (50,8 Prozent) verloren.

Grund? Finanzielle Unregelmässigkeiten

Der Grund für den Entzug des passiven Wahlrechts sollen finanzielle Unregelmässigkeiten in Capriles' Bundesstaat Miranda sein. Capriles wurden Verbindungen zu dem in Korruptionsskandal verwickelten brasilianischen Baukonzern Odebrecht vorgeworfen - in zahlreichen Ländern sollen Politiker bei Auftragsvergaben geschmiert worden sein. Capriles streitet die Vorwürfe ab und sprach von einem «Selbstputsch» der Regierung, um die Opposition weiter zu schwächen.

Bei der Präsidentschaftswahl 2018 müssen die seit 1999 regierenden Sozialisten mit einer verheerenden Niederlage rechnen, weshalb Beobachter die jetzige Krise als Versuch sehen, die Macht zu zementieren. «Die es verdienen, bekommen kein Verbot politischer Beteiligung: Tausende korrupte Funktionäre und Militärs des gescheiterten Regimes», kritisierte Ex-Parlamentspräsident Henry Ramos auf Twitter.

40 Tote bei Demonstrationen

Mit Leopoldo López sitzt ein anderer Kopf der Opposition eine fast 14-jährige Haftstrafe ab, die nach einem Treffen von US-Präsident Donald Trump mit López' Ehefrau Lilian Tintori am nächsten Tag vom Obersten Gerichtshof im Februar bestätigt wurde. Trump hatte die Freilassung gefordert. López wurde verurteilt, weil bei regierungskritischen Demonstrationen, zu denen López aufgerufen hatte, 2014 über 40 Menschen gestorben waren.

Für Samstag sind erneut Massenproteste der Opposition in Caracas geplant. Die Stimmung ist enorm angespannt nach turbulenten Tagen: Zunächst hatte der von den Sozialisten kontrollierte Oberste Gerichtshof dem Parlament seine Rechte entzogen, dann aber nach einer Aufforderung Maduros, das Urteil zu überprüfen, die Entmachtung wieder zurückgenommen. Maduro regiert ohnehin seit Monaten mit Dekreten weitgehend am Parlament vorbei, das Parlament forderte die Entlassung der Verfassungsrichter.

Strassenschlachten mit Verletzten

Die Opposition sieht das Land auf dem Weg in die Diktatur, bei der jüngsten Demonstration wurde auch Capriles mit Tränengas attackiert. Demonstranten warfen wiederum Steine auf Polizisten. Es kam zu heftigen Strassenschlachten mit vielen Verletzten.

Das ölreichste Land der Welt steht vor dem Bankrott und muss fast monatlich mehrere Milliarden Franken an Auslandskrediten bedienen. Deshalb können kaum noch Lebensmittel und Medikamente importiert werden. Zudem leiden die Menschen und der hohen Inflation. (SDA)

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