Marine Le Pen will nicht mit sich reden lassen. Die Chefin des rechtsnationalen Front National und französische Präsidentschaftskandidatin hat sich geweigert, einer Vorladung der Ermittlungsrichter Folge zu leisten. Bei der Vorladung für kommenden Freitag geht es laut den Ermittlerkreisen um die mögliche Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Le Pen wegen Vertrauensmissbrauchs.
Die Front-National-Chefin habe den Ermittlungsrichtern schriftlich zu verstehen gegeben, dass sie der Vorladung vor Ende des Präsidentschaftswahlkampfes nicht folgen werde, verlautete heute aus Ermittlerkreisen. Le Pens Anwalt Rodolphe Bosselut bestätigte die Information.
Le Pen bezeichnet Vorwürfe als «politisch motiviert»
Hintergrund ist eine Affäre um mögliche Scheinbeschäftigungen im EU-Parlament. Die Front-National-Chefin und andere Europaabgeordnete ihrer Partei sollen Mitarbeiter als parlamentarische Assistenten bezahlt haben, obwohl diese in Wirklichkeit Parteiaufgaben übernahmen. Le Pen hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen und als politisch motiviert bezeichnet.
Sie hatte bereits in der vergangenen Woche eine Vorladung der Ermittler ignoriert, die sie in der Affäre befragen wollten. Gegen ihre Bürochefin wurde inzwischen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Als Europaabgeordnete wird Le Pen von ihrer parlamentarischen Immunität geschützt. Zwar hob das EU-Parlament am Donnerstag die Immunität der FN-Chefin auf - doch ging es dabei um die Verbreitung dschihadistischer Gräuelfotos über Le Pens Twitter-Konto. Die Ermittlungen um eine mögliche Scheinbeschäftigung im EU-Parlament sind davon nicht betroffen. Le Pen kann nicht gezwungen werden, der Vorladung zu folgen.
Auch Fillon will nicht klein beigeben
Auch gegen Le Pens Konkurrent François Fillon wird wegen Verdachts auf Scheinbeschäftigung ermittelt. Der Konservative soll seine Frau jahrelang auf dem Papier als parlamentarische Beraterin angestellt gehabt und so Hunderttausende Euro Steuergelder abgezweigt haben. Fillon weist die Vorwürfe vehement von sich und hält eisern an seiner Kandidatur fest.
Doch der parteiinterne und -externe Support bröckelt. Nach zahlreichen Politikern aus dem eigenen Lager hat heute nun auch die französische Mitte-Rechts-Partei UDI dem angeschlagenen Kandidaten ihre Unterstützung entzogen. UDI-Chef Jean-Christophe Lagarde forderte Fillons Partei in einem Interview auf, einen Ersatzkandidaten zu finden. (SDA/lha)