Ein schier endloser Wahlkampf ist geschlagen, Österreich hat einen neuen Bundespräsidenten: Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen (72) hat sich in der Wiederholung der Stichwahl am Sonntag gegen seinen FPÖ-Rivalen Norbert Hofer (45) durchgesetzt.
In der ersten Hochrechnung kam Van der Bellen auf 53,6 Prozent, Hofer landete bei 46,4 Prozent. Die Schwankungsbreite liegt bei 1,2 Prozent, am Sieg Van der Bellens dürfte somit nicht mehr zu rütteln sein. Auch die Briefwahlstimmen, die erst am Montag ausgezählt werden, können das Ergebnis nicht mehr umstossen.
Im ORF-Fernsehen verwies Van der Bellen auf eine «ganz breite Bewegung» als Erfolgsgrund. Solidarität, Freiheit und Gleichheit seien Werte, die die Mehrheit der Österreich unterschreibe. Die Wähler von Hofer und der FPÖ «haben durchaus berechtigte Sorgen», diese «realen Befürchtungen» müsse man ernst nehmen, so Van der Bellen.
Die FPÖ erkannte die Wahlniederlage Hofers an. «Ich bin unendlich traurig, dass es nicht geklappt hat. Ich hätte gerne auf unser Österreich aufgepasst», schrieb Hofer auf Facebook. Nun bitte er aber «alle Österreicher, zusammen zu halten und zusammen zu arbeiten». «Wir alle sind Österreicher, ganz egal, wie wir uns an der Wahlurne entschieden haben», hob der 45-Jährige hervor.
Der Rechtspolitiker gratulierte in dem Facebook-Eintrag seinem Mitbewerber.
Gemischte Reaktionen aus dem Ausland
Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier hat die Wahl des ehemalige Grünen-Chefs Alexander Van der Bellen zum Präsidenten Österreichs als Signal gegen Populismus begrüsst.
Nach Ansicht der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen hat sich die FPÖ mutig geschlagen. «Die nächsten Parlamentswahlen werden solche ihres Sieges sein», twitterte Le Pen vom Front National am Sonntagabend.
Norbert Hofer will bei der nächsten Wahl des Staatsoberhaupts in Österreich einen neuen Versuch starten. «Es wird wieder Präsidentenwahlen geben, und da werde ich wieder antreten. Ich bin meinen Wählern verpflichtet», sagte er im ORF.
Die Amtszeit des designierten Präsidenten Alexander Van der Bellen endet 2022. Hofer geht obendrein davon aus, dass die aktuelle Koalitionsregierung von sozialdemokratischer SPÖ und konservativer ÖVP nicht mehr lange halte. Im Fall von Neuwahlen werde er hinter FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache kandidieren.
Im dritten Anlauf
Es war der dritte Anlauf für die Wahl des Staatsoberhaupts. Am 22. Mai hatte zwar Van der Bellen ganz knapp die Stichwahl gewonnen. Dieser Urnengang wurde aber nach einer Anfechtung der FPÖ vom Verfassungsgerichtshof wegen organisatorischer Schlampereien annulliert.
Der neue Termin am 2. Oktober wurde verschoben, weil Kuverts für die Briefwahl nicht richtig klebten und eine erneute Anfechtung befürchtet werden musste.
Gegenüber der aufgehobenen Stichwahl vom 22. Mai konnte Van der Bellen laut Hochrechnung deutlich zulegen: Damals erzielte er 50,35 Prozent der Stimmen, Hofer kam auf 49,65 Prozent. (sda/gf)