Die gestrigen Parlamentswahlen in der Türkei läuten eine neue Ära ein – nicht nur für die Regierungspartei AKP, die sich erstmals seit über zehn Jahren einen Koalitionspartner suchen muss, sondern insbesondere auch für die Minderheiten im Land. Frauen sowie religiöse und ethnische Gruppen sind so stark vertreten wie noch nie bisher.
Wie türkische Medien heute berichten, erhielten bei der Wahl am Sonntag insgesamt 98 Frauen Parlamentsmandate, was einem Anteil von rund 18 Prozent im 550 Sitze umfassenden Parlament entspricht.
Bisher lag der Anteil der weiblichen Abgeordneten bei 14 Prozent. Den höchsten Frauenanteil hat die Kurdenpartei HDP, deren Fraktion zu fast 40 Prozent aus Politikerinnen besteht. Darunter ist auch die Deutschtürkin Feleknas Uca, die beide Staatsangehörigkeiten besitzt.
Mehr Christen im Parlament
Auch die religiöse Vielfalt in der neuen Volksvertretung des zu 99 Prozent muslimischen Landes ist grösser geworden. Insgesamt erhielten vier christliche Abgeordnete - drei Armenier und ein Aramäer - Sitze im Parlament. 2011 war erstmals ein Christ in das türkische Parlament gewählt worden.
Mit zwei Jesiden schaffte es dieses Jahr nun eine weitere religiöse Minderheit erstmals in die Legislative. Die deutsch-türkische Kurdin Feleknas Uca von der HDP ist die erste jesidische Abgeordnete, ihr Kollege Ali Atalan der erste jesidische Parlamentarier. Seit Jahrhunderten leidet die Religionsgemeinschaft der Jesiden unter Verfolgung und wird als «Teufelsanbeter» beschimpft.
Zum ersten Mal in der Geschichte der türkischen Republik zieht mit dem Politiker Özcan Purcu zudem ein Vertreter der Roma ins Parlament ein. (SDA/lha)