US-Präsident Donald Trump war nicht der einzige, der in der Nacht auf Mittwoch (Schweizer Zeit) aufmerksam auf den US-Bundesstaat Alabama blickte: Das Wahlvolk durfte entschieden, welcher Mann in den US-Senat nachrücken darf: Der erzkonservative Republikaner und Trump-Kandidat Roy Moore? Oder der eher farblose Demokrat Doug Jones?
Kurz vor 04.30 Uhr war klar, dass es eine schallende Ohrfeige für Trump wird. Das Volk entschied sich knapp für den Demokraten Doug Jones, was einem politischen Erdbeben gleichkommt. Alabama wählte seit Jahren republikanisch. Erzkonservative Positionen kamen bisher im Bundesstaat gut an.
Kritik am «Ajatollah»-Republikaner
Offenbar war Moore zu extrem: Er lobt die Zeit der Sklaverei, findet Homosexualität ein Verbrechen und stellt die zehn Gebote über die Verfassung. Analysten nannten ihn deshalb auch den «Ajatollah von Alabama». Selbst prominente Parteikollegen distanzierten sich von ihm – Trump selbst hielt ihm aber bis zuletzt die Stange.
Zuletzt wurde Moore zudem von mehreren Frauen der sexuellen Belästigung beschuldigt. Eine von ihnen soll zum Zeitpunkt der Übergriffe erst 14 Jahre alt gewesen sein. Moore wies die Anschuldigungen zurück.
Senats-Mehrheit schmilzt
Die Wahl des Demokraten Doug Jones dürfte Trumps Arbeit künftig erschweren: Die knappe Senatsmehrheit der Republikaner wird mit dem Verlust des Sitzes in Alabama noch knapper. Trump muss künftig noch mehr darauf hoffen, dass seine Parteikollegen im Senat geschlossen stimmen.
Trump gratulierte dem Sieger wenige Minuten nach Bekanntwerden des Resultats: «Herzlichen Glückwunsch an Doug Jones zu seinem hart erkämpften Sieg.» Die Republikaner würden in sehr kurzer Zeit noch einmal eine Chance haben, diesen Sitz im Senat zu erobern, so Trump: «Es endet nie!» (pma)