Ahmed al-Raisi, seit 2015 Generalinspekteur beim Innenministerium der Vereinigten Arabischen Emirate, steht laut Kritikern für einen aggressiven Sicherheitsapparat, in dem Abweichler willkürlich festgenommen oder gar gefoltert werden. Ihnen zufolge wäre seine Wahl in die Spitze der Organisation ein dramatisches Signal.
Entscheid am Donnerstag
Die Entscheidung soll am Donnerstag in Istanbul fallen. Vertreter der 194 Interpol-Mitgliedstaaten treffen sich dort seit Dienstag über drei Tage zu ihrer Generalversammlung. Auch die Tschechin Sarka Havrankova kandidiert, derzeit Vizepräsidentin im Exekutivkomitee. Der Posten wird planmässig alle vier Jahre neu besetzt.
In mindestens fünf Ländern wurde gegen Al-Raisi im Zusammenhang mit Foltervorwürfen Klage eingereicht. In der Türkei haben Anwälte im Namen des Golfzentrums für Menschenrechte Anzeige gestellt. Es gebe «klare Beweise», dass er für die «Folterpolitik» gegen politische Gegner in den Emiraten verantwortlich sei, heisst es in der Anzeige, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Al-Raisi hatte im September erklärt, Interpol in eine «moderne, von Technologie getriebene Organisation» verwandeln zu wollen. Interpol befinde sich an einem «Scheideweg», schrieb er in einem Beitrag für die Zeitung «The National». Die Organisation müsse auch neuen Herausforderungen etwa im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz, Quantencomputing, Kryptowährungen und Robotik gerecht werden.
(SDA)