Das ist Putins Scharfmacher in Mariupol
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Cousin von Ramsan Kadyrow:Das ist Putins Scharfmacher in Mariupol

Waffengefecht zwischen Tschetschenen und Burjaten wegen gestohlener Beute
Jetzt töten sich Putins Truppen schon gegenseitig

Die Tschetschenen galten vor wenigen Wochen noch als Ass in Putins Arsenal. Doch welche Rolle die brutalen Krieger genau haben, ist bis heute nicht klar. Nun sollen sie sogar auf russische Truppen geschossen haben, behauptet die Ukraine.
Publiziert: 01.05.2022 um 11:28 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2022 um 16:54 Uhr
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Wladimir Putin (l.) schüttelt Ramsan Kadyrow die Hand. Die beiden sind seit Jahren Verbündete. Im Krieg stellt sich der Tschetschenen-Führer als einer der treusten Putin-Freunde heraus.
Foto: imago images/Russian Look
Fabian Vogt

Die Ukraine hat die Nato, Putin die Tschetschenen. Die hoch qualifizierten Truppen aus dem Nordkaukasus kämpfen seit Wochen an der Seite Russlands. Mit ihrer Brutalität demoralisieren sie den Gegner, mit ihrer jahrelangen Erfahrung in Strassenkämpfen verfügen sie über wertvolles Know-How. Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow (45) gilt als einer der engsten Verbündeten von Wladimir Putin (69) und steht klar hinter dem Ukraine-Feldzug.

Am 26. Februar teilte das russische Staatsfernsehen RT mit, 12’000 Tschetschenen würden für Russland kämpfen. Wo sie das tun, mit wie vielen Truppen sie das tun, und was sie genau tun, ist bis heute aber ungeklärt.

Ein glühender Verehrer Putins

Kadyrows Propaganda-Kanal ist Telegram, weil er dort ohne Angst auf Sperrung hetzen kann. Seit Kriegsbeginn macht er für seine über 2 Millionen Follower immer wieder Werbung für den Krieg und prahlt damit, wie wichtig die Tschetschenen für den russischen Erfolg sind. Kürzlich hat er sein Profilbild durch ein Konterfei Putins ersetzt, wohl um zeigen, wie loyal er Russlands Machthaber gegenüber ist.

Das Profilbild von Ramsan Kadyrow auf Telegram.
Foto: Telegram/Kaydrov_95

Doch nun sollen sich ausgerechnet Tschetschenen mit anderen russischen Truppen ein Waffengefecht geliefert haben. Das berichtet das ukrainische Verteidigungsministerium auf seiner Webseite.

Rund 100 Soldaten beteiligt

Demnach kam es im von Russland besetzten Dorf Kiselivka in der Region Cherson zu einem Kampf zwischen den Tschetschenen Kadyrows und Truppen aus Burjatien, einer anderen autonomen Republik in Russland. Rund 50 Soldaten auf beiden Seiten sollen beteiligt gewesen sein. Es habe Tote und Verletzte gegeben, schreibt das ukrainische Verteidigungsministerium, ohne genauere Angaben zu machen.

Als Ursache für das Gefecht werden mehrere Gründe genannt. Einerseits sollen die Tschetschenen Beute geklaut haben, welche die Burjaten zuvor gemacht hatten.

Tschetschenen sollen Deserteure erschiessen

Vor allem aber soll es um einen ethnischen Konflikt gehen. Während die Burjaten, die früher zum Mongolenreich von Dschingis Khan gehörten, an vorderster Front kämpfen, sollen die Tschetschenen im Hintergrund warten. Ihre Hauptaufgabe, berichtet die Ukraine: eigene Truppen zu motivieren, weiterzukämpfen. Oder anders ausgedrückt: Deserteure zu erschiessen.

Ob den Burjaten diese Rollenverteilung nicht mehr passte oder sie sich grössere Chancen im Kampf gegen die Tschetschenen als gegen die Ukrainer ausrechneten, ist nicht bekannt. In jedem Fall ist es eine weitere Geschichte die zeigt, wie schlecht es um die Moral von Putins Armee bestellt ist.

Propaganda auf beiden Seiten

Falls sie denn stimmt. Überprüfen lassen sich die Angaben nicht und auch die Ukraine lügt in diesem Krieg immer wieder, um daraus Vorteile zu ziehen.

Sicher ist dafür, dass auch auf ukrainischer Seite Tschetschenen kämpfen. Diese werden von Adam Osmajew (40), tschetschenischer Politiker im Exil, angeführt. Kadyrows Soldaten sind für ihn Verräter. «Die wahren Tschetschenen stehen an eurer Seite. Sie bluten mit euch, so wie sie in den letzten acht Jahren geblutet haben», sagt Osmajew.

Tschetschenischer Hass auf Putin

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 wollte Tschetschenien unabhängig werden. Russland verhinderte dies mit kriegerischen Mitteln. 1996 wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet. Dieses war aber nur von kurzer Dauer. Immer wieder kam es zu Terroranschlägen von Tschetschenen in Russland, bis die Russen 1999 nach Tschetschenien zurückkehrten und über zehn Jahre lang dort blieben. Die Belagerung der Hauptstadt Grosny war der traurige Höhepunkt dieses Konflikts, mehrere Zehntausend Zivilisten starben.

Im Jahr 2000, ein Jahr nach Beginn des Krieges, kam Putin in Russland an die Macht. Kurz darauf ernannte er Achmat Kadyrow (1951-2004), Vater von Ramsam, zum Führer Tschetscheniens. Ramsan übernahm 2007 das Zepter.

Während er ein Putin-Anhänger ist, gibt es viele Tschetschenen, die zu Adam Osmajew halten und die Ukraine unterstützen. Sie befürchten, in der Ukraine kommt es zu ähnlichen Horror-Szenarien wie in Grosny. Wie viele Tschetschenen auf ukrainischer Seite kämpfen, ist nicht bekannt.

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