Venezuela scheint kurz vor einem Bürgerkrieg zu stehen. Seit Anfang April demonstrieren Hunderte Regimegegner gegen eine drohende Diktatur unter Präsident Nicolás Maduro (54). Die Sicherheitsmassnahmen werden deswegen verschärft. Ein Grund für die Ausschreitungen sind die katastrophalen Lebensbedingungen in Venezuela.
Viel Öl, aber kein Geld
Das Land steckt in einer schweren Krise. Trotz grosser Erdölvorkommen steht Venezuela vor dem Bankrott. Während die Regierung fleissig Geld druckt und die Inflation ins Unermessliche steigt, können sich die Menschen keine Lebensmittel oder Medikamente mehr leisten. Und die Arbeitslosenquote nimmt ebenso zu.
Aber etwas Geldreserven scheint Maduro zu haben: Denn während sein Volk hungert, spendete die staatliche Ölfirma PdVSA eine Halbe Million Dollar für Donald Trumps Amtseinführung zum US-Präsidenten im Januar, wie «The Guardian» berichtet. Eigentlich sind ausländische Spenden laut dem US-Gesetz verboten – doch diese wurde durch eine Tochtergesellschaft von PdVSA mit Sitz in den USA getätigt.
Kampf gegen eigenes Volk
Die Stimmung ist aufgeheizt, immer wieder kommt es zu schweren Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Bislang kamen sieben Menschen ums Leben. Neben der Polizei halten militante Maduro-Anhänger die Proteste in Schach – und das nicht gerade zimperlich. Sie sollen verantwortlich sein für die sieben Toten, die bisher während der Proteste ums Leben kamen.
Und es werden wohl noch mehr: Maduro will die Miliz aufstocken, und das nicht zu knapp. Von hunderttausend auf eine halbe Million will Venezuelas Präsident die Miliz vergrössern und jeder soll ein Gewehr bekommen, versprach Maduro in einer Rede, wie die «FAZ» berichtet. Denn Maduro sieht im Aufstand einen Putschversuch.
Die Miliz wurde von Maduros Vorgänger, dem verstorbenen Staatsoberhaupt Hugo Chávez (†58), gegründet, um das Militär im Falle eines Angriffs oder Putsches zu unterstützen.
Wer nicht kämpft, der flieht
Wegen der Krise und der zunehmenden Gewalt verlassen immer mehr Menschen das Land und flüchten ins Nachbarland Brasilien. Denn ein Ende der Proteste ist bislang nicht in Sicht.
Sollte Maduro tatsächlich eine halbe Million militanter Regime-Anhänger mit einer Waffe ausstatten, könnte dies erst der Beginn des Bürgerkriegs sein. (jmh)