Auf einen Blick
- Zwei Journalisten und ein Polizist bei Spitaleröffnung in Haiti erschossen
- Kriminelle Banden verhindern Eröffnungszeremonie und kontrollieren Grossteil der Hauptstadt
- Über 700'000 Menschen, davon die Hälfte Kinder, aus Angst geflohen
In Haiti sind zwei Journalisten und ein Polizist bei der Wiedereröffnung eines grossen Spitals von Mitgliedern krimineller Banden erschossen worden. Auch ein Polizist wurde getötet, wie der Vizesprecher der Polizei der Nachrichtenagentur AFP bestätigte.
Die Journalisten Markenzy Nathoux und Jimmy Jean seien am Dienstag «während eines Angriffs von Banditen der Koalition Viv Ansanm» in der Universitätsklinik HUEH in Port-au-Prince getötet worden, sagte ein Sprecher des Onlinemedien-Kollektivs Cmel der AFP.
Weitere Journalisten seien verletzt worden worden und würden in einem anderen Krankenhaus in Delmas im Grossraum Port-au-Prince behandelt, gab der Cmel-Sprecher weiter an. Der Präsident des Übergangsrats in Haiti, Leslie Voltaire, nannte den Vorfall «inakzeptabel».
Bei Medientermin
Ersten Erkenntnissen zufolge eröffneten Bandenmitglieder das Feuer, um die Eröffnungszeremonie der Klinik zu verhindern. Zahlreiche Journalisten waren anwesend, um über die Veranstaltung zu berichten. Das Spital war seit Februar geschlossen geblieben, nachdem es schon zuvor von Mitgliedern des Bandenzusammenschlusses Viv Ansamn angegriffen worden war.
Erst vergangene Woche setzte Viv Ansamn ein weiteres Krankenhaus in Port-au-Prince in Brand. Es hatte dabei keine Verletzten gegeben, doch ein grosser Teil der Anlage war zerstört worden.
Kriminelle Banden kontrollieren inzwischen 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince. Sie werden für Morde, Vergewaltigungen und Entführungen verantwortlich gemacht. Mehr als 700'000 Menschen, davon die Hälfte Kinder, sind aus Angst vor der Gewalt bereits aus ihren Häusern oder Wohnungen geflohen.
Überforderte Uno
Auch eine von der Uno und den USA unterstützte und von Kenia geleitete multinationale Polizeimission war bislang nicht in der Lage, die Gewalt im Land einzudämmen. Erst Anfang Dezember waren fast 200 Menschen bei einer von einem mächtigen Bandenanführer geleiteten Attacke gegen «Voodoo-Praktizierende» getötet worden, wie die Uno und eine örtliche Nichtregierungsorganisation mitteilten.
Haiti steckt seit Jahren in einer schweren Krise, zu der neben Bandengewalt auch politische Instabilität und wirtschaftliche Not beitragen.