Joaquín Guzmán Loera ist der Mann, der selbst aus Hochsicherheitsgefängnissen fliehen kann. Und nun lässt er sich während seiner Flucht auch noch von einem waschechten Hollywood-Star für den Rolling Stone interviewen!
Für über sieben Stunden stand der Mexikaner Sean Penn an geheimen Orten zur Verfügung. Er sprach mit ihm über Donald Trump («Ah! Mi amigo!»), seine Anfänge, den eigenen Drogenkonsum und den Tod. Ein aufschlussreiches Gespräch – der Drogenboss hat seit 1993 kein Interview mehr gegeben. Und nun Sean Penn. Und der Rolling Stone. Mehr Streicheleinheiten für den Drogenboss mit über einer Milliarde Vermögen, der über seine eigene Eitelkeit wieder ins Gefängnis stolperte, gehen kaum (die Behörden kamen ihm auf die Spur, weil er einen Film über sich drehen wollte).
Die spannendsten Punkte des Interviews
- Seine Flucht: Laut Sean Penn erzählte «El Chapo», dass sein Fluchttunnel aus dem Hochsicherheitsgefängnis mindestens eine Million Dollar gekostet habe. Die Ingenieure seien für das «Training» eigens nach Deutschland gereist.
- Das Interview mit Sean Penn: Kate del Castillo, eine mexikanische Schauspielerin, vermittelte Sean Penn das Interview, nachdem dieser von ihrer Verbindung zum Drogenbaron gehört hatte. «El Chapo» selbst nahm nach seiner Flucht Kontakt mit Kate des Castillo auf, weil sie ihn auf Twitter verteidigte. Es sei ein technischer Horror gewesen, bis zu «El Chapo» vorzudringen, so Penn. «Einweghandys, eines pro Tag, zerstören, verbrennen, kaufen, Verschlüsselungen, anonyme E-Mail-Adressen, unverschickte Text-Entwürfe.» Penn glaubt trotz der Vorsichtsmassnahmen, dass die USA und Mexiko jeden seiner Schritte beobachtet hätten.
- Das Filmgeschäft: «Der finanzielle Erlös beeindruckt ihn nicht», schreibt Penn. «El Chapo» habe empfohlen, dass sich doch alle im Filmgeschäft besser einen Wechsel ins Ölgeschäft überlegen sollen.
- Der eigene Drogenkonsum: «El Chapo» erzählt, dass er zwar selbst Drogen probiert hätte, aber nie süchtig gewesen sei. Seit zwanzig Jahren hätte er keine mehr angerührt.
- Die grosse Freiheit: Er sei glücklich in Freiheit zu sein, es sei normal für ihn, dass die Behörden ihn jagen würden, so «El Chapo» gegenüber Penn. Er hoffe deshalb, dass er eines Tages eines natürlichen Todes sterben werde. Nicht so wie Pablo Escobar, welcher in einer Schiesserei mit den Behörden umgekommen sei.
- Das Drogengeschäft: Es sei Realität, dass «Drogen zerstören». Allerdings habe er dort, wo er aufgewachsen sei, keine andere Chancen in der Wirtschaft gehabt. Und so sei es noch immer. Wenn er weg sei würde sich gar nichts ändern.
- Seine Karriere: Mit sechs verkaufte «El Chapo» Orangen und Süssgetränke. Mit 15 begann er Marihuana zu züchten – weil es keinen anderen Weg gegeben habe, um zu überleben. Jetzt sei er der grösste Drogenhändler der Welt: «Ich liefere mehr Heroin, Amphetamine, Kokain und Marihuana als sonst jemand auf der Welt. Ich habe eine Flotte von U-Booten, Flugzeugen, Lastwagen und Booten.»
- Die rohe Gewalt: Er sei kein gewalttätiger Mensch, so «El Chapo» zu Penn. «Schau, alles was ich tue, ist mich selbst zu verteidigen.» Er fange nie selbst Ärger an. Trotzdem sei Gewalt ein Teil seiner Arbeit geworden, weil einige Leute bereits mit Problemen aufgewachsen und andere neidisch seien und Informationen gegen andere in der Hand haben würden. «Das löst Gewalt aus.» (any)