Waadtländer Polizisten verhafteten Erpresser in der Elfenbeinküste
Über Facebook in die Sex-Falle

Aus einer Freundschaftsanfrage auf Facebook wurde eine Erpressung.
Publiziert: 28.11.2012 um 19:35 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:07 Uhr
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Die Fahnder: Arnold Poot und Sébastien Capt (r.) in Abidjan, dem Regierungssitz der Elfenbeinküste.
Foto: RTS
Von Gabriela Battaglia

Der Trick war perfid. Und erfolgreich. «Plötzlich erhielt ich auf Facebook eine Freundschaftsanfrage von einer Frau. Wir fingen an, auf einer Dating-Seite zu chatten», erzählt ein Opfer.

Monatelang glaubt der Waadtländer, eine Internet-Beziehung mit der Frau aus der Elfenbeinküste zu haben. «Ich liess mich dann leider dazu verführen, mich nackt auszuziehen und vor der Webcam zu masturbieren.»

Erpresser-Mails

Eine Falle. Kurz darauf erhält der Mann ein Erpresser-Mail (Box rechts). Unter einem scheinbar offiziellen Briefkopf von «Interpol» schreibt ein Polizeibeamter namens Patrick Dubois, die vermeintliche Freundin aus Afrika sei minderjährig. «Sie haben pornografische und erotische Handlungen vor einem minderjährigen Mädchen vorgenommen, und das ist ausdrücklich verboten auf der ganzen Welt.»

Man bietet an, die «Angelegenheit friedlich» zu lösen. Mit Geld. Aber nur, weil man die diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und der Elfenbeinküste nicht belasten wolle.

Später wird der Ton unfreundlicher. Das Sex-Video werde im Internet veröffentlicht, falls nicht gezahlt werde.

«Ich überwies schliesslich 3000 Franken, doch die Erpresser wollten noch mehr», erzählt das Opfer in der Westschweizer TV-Sendung «Mise au point». Der Mann geht zur Polizei.

23 Anzeigen

«Seit Anfang Jahr haben 23 Personen Anzeige eingereicht», sagt Philippe Jaton, Sprecher der Waadtländer Kantonspolizei. Alle hatten ihrer Internet-Bekanntschaft per Webcam verfängliche Sex-Bilder übermittelt. «Wir gehen aber davon aus, dass es noch viel mehr Opfer gibt, auch in der Deutschschweiz», so Jaton. 

Viele, so glauben die Ermittler, haben noch keine Anzeige gemacht. Aus Scham. Oder weil sie tatsächlich glauben, Interpol habe sie bei einer Straftat erwischt.

Von den bisher bekannten Erpressungs-Opfern sind 20 Männer. Der jüngste ist erst 14 Jahre alt! Auch drei Frauen haben Anzeige erstattet. Die meisten der Opfer zahlten den Erpressern zwischen 100 und 4000 Franken.

Doch zum Glück können nicht nur Webcam-Gauner Fallen stellen und falsche Iden­titäten annehmen. Auch die Polizei hat so ihre Tricks. Ein Waadtländer Fahnder gab sich als Erpressungs-Opfer aus und überwies insgesamt 1000 Euro, umgerechnet 1200 Franken. Vor zwei Wochen reisten die Polizisten Arnold Poot und Sébastien Capt von Lausanne nach Abidjan, dem Regierungssitz der Elfenbeinküste.

Mit der lokalen Polizei gelang es, Betrüger Yaya Bakayoko (27) festzunehmen. Er wollte das erpresste Geld von der Bank abheben. Kurz darauf wurde auch sein Bruder Zoumana (21) geschnappt. Die Gauner sind geständig.

Sie haben den Betrug von ­einem Internet-Café aus begangen. «Ich habe Sachen gemacht, die man nicht machen soll», sagte Zoumana Bakayoko im ivorischen TV. «Ich suchte erst im Internet Kontakte, um nach Europa zu gehen, weil ich dort Fussball spielen will. Dann sagten mir Leute, ich könne im Internet Geld verdienen. Ich entschuldige mich vielmals.»

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