In Frutigen BE wurden vor einer Woche die sechs jungen Schweizer zu Grabe getragen. Sie hatten am 12. Januar in Nordschweden ihr Leben verloren. Ihr Minibus war in einer Kurve, in der es im vergangenen halben Jahr schon sechs Unfälle gegeben hatte, frontal in einen Lastwagen der Erzabbau-Firma Kaunis Iron geprallt.
Kurz nach dem Unglück hatte Kirunas Bürgermeister Gunnar Selberg (59) umgehende Sicherheits-massnahmen gefordert. Selberg kurz nach dem Crash zu BLICK: «Meine Leute von der Verwaltung haben sofort Kontakt mit den zuständigen Behörden aufgenommen.»
Neue Warntafeln aufgestellt
Seit dem tragischen Unglück sind inzwischen knapp vier Wochen vergangen. Aber keine Spur von Temporeduktion. Noch immer sind auf diesem gefährlichen Strassenabschnitt 90 km/h erlaubt. Göran Lantto (55), der nahe der Unglücksstelle in der kleinen Siedlung Masugnsbyn wohnt und die Todeskurve bestens kennt, sagt zu BLICK: «Ideal wären hier 60 km/h!»
Untätig war das für den Verkehr auf schwedischen Strassen zuständige Trafikverket aber nicht. Projektkoordinator Krister Palo: «Wir haben uns entschieden, die Kurve mit zusätzlichen Warnschildern zu kennzeichnen. Die neuen Tafeln sind bereits montiert.» Wegen einer neuen Linienführung der Strasse rund um Masugnsbyn soll die gefährliche Strecke eines Tages sowieso aufgehoben werden.
Warum aber wurde das Tempolimit nicht gesenkt? Palo verweist auf die laufenden Ermittlungen: «Die Untersuchungen zur Unfallursache sind noch nicht abgeschlossen. Es kann durchaus sein, dass die erlaubte Höchstgeschwindigkeit noch nach unten angepasst wird.»
Tempolimiten sollen überprüft werden
In Schweden will man generell über die Bücher gehen. Nach einem Busunfall mit drei Toten im April 2017 im mittelschwedischen Sveg hat die staatliche Havariekommission, die alle grossen Unfälle auf sicherheitstechnische Massnahmen untersucht, im vergangenen Jahr der Regierung verschiedene Empfehlungen abgegeben. So soll sie unter anderem generell abklären, ob lokal geltende Tempolimiten angepasst werden müssten.
Beim Unfall in Masugnsbyn hat sich die Havariekommission jedoch nicht eingeschaltet. Departementschef Johan Gustafsson erklärt: «Weil der Unfall mit dem Bus 2017 unter ähnlichen Umständen passierte und wir dazu bereits Empfehlungen abgegeben haben, entschieden wir uns, den Fall beim Trafikverket zu lassen.»
Lastwagen-Chauffeur wieder an der Arbeit
Dieser Entscheid überrascht die Polizei in Kiruna, die gerne die Havariekommission vor Ort gesehen hätte. Die regionale Ermittlungschefin Emma Lindberg will ihren Kollegen zwar nicht dreinreden, verwendet aber deutliche Worte: «Für alle Beteiligten, die Einwohner von Kiruna und Autofahrer, ist es bei einem solchen Unfall bedeutend, dass qualifizierte Fachleute den Zustand dieses Strassenabschnitts untersuchen.»
Der Unglücksfahrer der Firma Kaunis Iron ist wieder zurück am Steuer. Über den Unfall sprechen mag er nicht. Firmensprecherin Helena Sjöholm auf die Frage, wie es ihm gehe: «Den Umständen entsprechend – er ist okay.»