Übermorgen soll das britische Parlament über den von Theresa May vorgelegten Scheidungsvertrag mit der EU abstimmen.
Und das Parlament wird, so viel steht bereits fest, Nein sagen.
Fest steht aber auch: Wenn die britischen Parlamentarier den Vertrag am Dienstag ablehnen, wenn sie ihre eigenen weiter über die Gesamtinteressen ihres Landes stellen, wenn Neuverhandlungen ausgeschlossen werden, wenn für beide Seiten akzeptable Kompromisse also nicht in Sicht sind – dann bleibt kaum mehr als die schlechteste aller Optionen: der ungeregelte Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union.
Schuld an dem drohenden Chaos sind aus Sicht Londons natürlich immer nur die anderen. Noch am Freitag beschuldigte der zurückgetretene Brexit-Minister David Davis die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, in Brüssel nicht hinreichend für Theresa May und die britischen Träume von einem harmonischen Brexit gekämpft zu haben.
Dabei ist es längst egal, wer sich bei den Brüsseler Verhandlungen wann und wie verzockt hat.
Das einst so stolze British Empire liefert ein trauriges Lehrstück über den totalen Realitätsverlust. Anstelle kühler Analyse und diplomatischer Finesse herrschen politische Verantwortungslosigkeit und heilloses Tohuwabohu.
Zwei Tage vor der entscheidenden Abstimmung wächst die Sorge. Weniger um Europa als um den sozialen Frieden und die Zukunft Grossbritanniens.