Er ist das schrille Gegenstück zum vornehmen und angesehenen Nobelpreis: Vergangene Nacht wurde an der Harvard University in Cambridge zum 25. Mal der Ig-Nobelpreis (ignobel heisst auf Deutsch unwürdig) verliehen – sozusagen der Nobelpreis für unnützes Wissen. Gewonnen haben zehn wissenschaftliche Arbeiten, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen», wie das Fachjournal «Nature» schreibt.
Die zehn diesjährigen Gewinner haben sich die Ehrung mit den folgenden mehr oder weniger wertvollen Erkenntnissen verdient:
Physik-Ig-Nobelpreis:
Ein taiwanesisch-amerikanisches Forschungsteam hat herausgefunden, dass Säugetiere, die mehr als drei Kilogramm wiegen, ihre Blase im Schnitt innerhalb von 21 Sekunden leeren.
Literatur-Ig-Nobelpreis:
Die Suche nach dem Ursprung des Ausdrucks «Huh?» (oder seiner jeweiligen sprachlichen Pendants) hat ergeben, dass die Formulierung in nahezu jeder Sprache existiert. Der Grund dafür ist für das Team aus Holland, Belgien und den USA aber weiterhin unklar.
Management-Ig-Nobelpreis
Die Auszeichnung in der Kategorie «Management» geht an ein Forschungs-Team aus den USA, Indien und Italien, welches herausgefunden hat, dass viele führende Geschäftsleute eine besondere Risikobereitschaft entwickelten, weil sie in ihrer Kindheit Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche erlebt hatten – natürlich nur, wenn diese keine negativen Auswirkungen für sie hatten.
Wirtschafts-Ig-Nobelpreis
Der Preis in der Sparte «Wirtschaft» geht an die Polizei in Bangkok. Sie richtet sich mit der bizarren Forderung an die Bevölkerung, Polizisten Geld zu geben, sofern diese Bestechungsgelder ablehnen würden.
Medizin-Ig-Nobelpreis
Zwei Forschungsteams haben sich intensiv mit dem Nutzen und den Folgen von intensivem Küssen und anderen intimen Interaktionen zweier Menschen befasst.
Mathematik-Ig-Nobelpreis
Zwei Forscher aus Österreich und Deutschland versuchten herauszufinden, ob und wie Mullah Ismael der Blutrünstige es schaffte, im Zeitraum von 1697 bis 1727 ganze 888 Kinder zu zeugen, wie es in diversen Sagen überliefert ist.
Biologie-Ig-Nobelpreis
Chilenische Wissenschaftler haben beobachtet, dass Hühner genau gleich laufen wie Dinosaurier, wenn man ihnen eine Saugglocke an den Hintern steckt.
Ig-Nobelpreis der diagnostischen Medizin
Ein mehrköpfiges Forscher-Team hat herausgefunden, dass eine Blinddarm-Entzündung festgestellt werden kann anhand des Schmerzes, den ein Patient empfindet, wenn er über Strassenschwellen gefahren wird.
Ig-Nobelpreis der Physiologie und Entomologie
Der Preis geht an den Amerikaner Justin Schmidt für die Entwicklung des Schmidt-Stichschmerz-Index. Damit liess sich bestimmen, wo am menschlichen Körper Bienenstiche am schmerzvollsten (Nasenloch, Oberlippe und Penisschaft) und wo am wenigsten schlimm (Schädel, mittlerer Zeh und Oberarm) sind.
Die Vergabe des Ig-Nobelpreises findet vor über 1000 Zuschauern statt und wird jeweils begleitet von einer skurrilen Show. Zur Jury gehört neben Experten und echten Nobelpreisträgern traditionell auch ein spontan auf der Strasse angesprochener Passant. Die Gewinner des Ig-Nobelpreises erhalten zwar für ihre Ehrung nicht viel Geld, doch das Medieninteresse an den neu gewonnenen Erkenntnissen ist bemerkenswert gross. (cat)