Das lange Martyrium von Beatrice Stöckli hat ein tragisches Ende gefunden. Die Schweizerin fiel in Mali der Terrororganisation Jama'at Nasr al-Islam wal Muslimin (JNIM) zum Opfer. Die Frau wurde als Geisel genommen und vor einem Monat getötet. Die französischen Behörden haben am Freitag ihre Kollegen in der Schweiz informiert.
Bundesrat Ignazio Cassis schreibt auf Twitter: «Diese Nachricht aus Mali macht mich sehr betroffen. Ich verurteile diese grausame Tat. Meine Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen.»
Baslerin vor vier Jahren zum zweiten Mal entführt
Beim Opfer handelt es sich um eine Basler Missionarin, bestätigt EDA-Sprecher Valentin Clivaz auf BLICK-Anfrage. Beatrice Stöckli (†59), die seit Jahren in der Oasenstadt Timbuktu als Missionarin tätig war, wurde am 7. Januar 2016 bereits zum zweiten Mal entführt. Die Baslerin war im April 2012 ein erstes Mal von Islamisten verschleppt worden.
Die damals 51-Jährige kam nach Vermittlung durch die Regierung von Burkina Faso nach neun Tagen frei. Die Islamisten liessen sie offenbar unter der Bedingung frei, dass sie nicht wieder nach Timbuktu zurückkehre, um zu missionieren.
Freilassung von Terroristen für Freilassung von Baslerin gefordert
Stöckli hielt sich trotz Warnung des EDA aber nicht daran, reiste Mitte 2013 nach Afrika zurück – und geriet 2016 erneut in Gefangenschaft. Einige Zeit nach der Entführung tauchte ein Video mit ihr auf. Die Schweizerin trägt darin einen schwarzen Hidschab. «Ich heisse Beatrice Stöckli. Und ich bin Schweizerin», sagt sie. Es gehe ihr gut, sie habe jedoch Mühe mit der hohen Temperatur.
Die Verantwortung für die Entführung der «andersgläubigen Evangelistin, die durch ihre Arbeit viele muslimische Söhne vom Glauben abgebracht» habe, hat damals die Gruppe «Emirat der Sahara» übernommen. Die Dschihadisten stehen dem Terror-Netzwerk Al-Kaida im Maghreb nahe.
Im Bekennervideo war neben Stöckli selbst ein vermummter Dschihadist zu sehen. Er forderte die Freilassung von mehreren gefangenen Kämpfern aus malischen Gefängnissen. Als Gegenleistung würde die Schweizerin ebenfalls freikommen. Der Dschihadist wandte sich dabei direkt an die Schweiz. «Wir möchten der Schweizer Regierung eine Botschaft schicken», sagte er. Bis jetzt hätten sie eher im Geheimen und im Hintergrund agiert, doch jetzt habe man eingesehen, dass «dieses Handeln in solchen Situationen» vergeblich sei.
Schweiz fordert Überreste
Die genauen Umstände der Tötung der Schweizer Geisel seien derzeit noch unklar, teilt das EDA mit. Die Information über die Tötung haben die französischen Behörden von der kürzlich freigelassenen französischen Geisel erhalten. Unter den Freigelassenen ist auch die Entwicklungshelferin Sophie Petronin (75), welche die französische und die schweizerische Staatsbürgerschaft besitzt.
Sie wurde zusammen mit drei weiteren Geiseln freigelassen. Am Freitag kehrte sie mit einer Sondermaschine nach Paris zurück. Auf dem Flughafen wurde sie von Präsident Emmanuel Macron empfangen. Vor ihrem Abflug sagte sie, sie fühle sich gut und möchte später nach Mali zurückkehren, um ihre humanitäre Arbeit mit unterernährten Kindern und Waisen wieder aufnehmen.
Die Schweizer Behörden fordern nun die Übergabe der sterblichen Überreste von Stöckli. Man habe in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, «dass die Schweizer Bürgerin freigelassen wird und zu ihrer Familie zurückkehren kann. Mitglieder des Bundesrates haben sich persönlich und wiederholt bei den zuständigen malischen Behörden für die Freilassung eingesetzt», schreibt das EDA weiter. (man/SDA)