Das Bangen und Beten hat ein Ende: Die Kinder sind wieder zurück – in den Armen ihrer Eltern. Der Schrecken ist vorbei. Das berichtet das Staatsfernsehen. Ob allerdings alle Kinder freigelassen wurden, ist noch unklar.
Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hatte letzten Freitag die Oberschule in Kankara in der Nordregion Katsina überfallen. 150 Männer drangen in das Gebäude ein und entführten die Schüler. In einer Audio-Botschaft hatte die Gruppierung die Entführung mit einer islamfeindlichen westlichen Erziehung der Kinder begründet. Während die Regierung von 333 entführten Schülern sprach, gehen Medienberichte von knapp der doppelten Zahl aus.
«Schickt bitte alle Truppen zurück, die gekommen sind, um zu helfen»
In einem Video, das am Donnerstag die Runde in den sozialen Medien Nigerias machte, sind verängstigt blickende, staubbedeckte Jungen vor einem bewaldetem Gebiet zu sehen. Die Jungen bezeichnen sich als Schüler der überfallenen Kankara-Schule. Im Hintergrund des weitgehend verschwommenen Videos, das von den Behörden zunächst nicht offiziell bestätigt wurde, ist ein Mann mit einem Sturmgewehr zu sehen. Ein älterer Junge bittet vor laufender Kamera um eine friedliche Einigung mit den Entführern. «Schickt bitte alle Truppen zurück, die gekommen sind, um zu helfen», fleht er mit tränenerstickter Stimme.
Ähnliche Überfälle hat Boko Haram schon wiederholt verübt. Im April 2014 hatte sie aus einer Schule in Chibok (Bundesstaat Borno) 276 Mädchen entführt. Viele gelten bis heute noch als vermisst. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden seit 2012 hunderte Lehrer, Schüler und Studenten getötet oder verwundet. Viele verschleppte Jungen würden gezwungen, als Kindersoldaten tätig zu werden.
Terrorgruppe verbreitet Angst und Schrecken
Boko Haram kämpft seit dem Jahr 2009 gewaltsam für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. In dem Konflikt wurden bisher mindestens 36.000 Menschen getötet und mehr als zwei Millionen in die Flucht getrieben. Immer wieder verüben die Extremisten Anschläge und Überfälle auf Dörfer, Kirchen, Schulen, Sicherheitskräfte, Politiker und Behördenvertreter.
In den vergangenen Wochen verübte die Dschihadistengruppe zahlreiche Gräueltaten. Unter anderem bekannte sie sich zu einem Massaker an Dutzenden Bauern in der Nähe von Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno. Auch ein Angriff am vergangenen Wochenende auf ein Dorf in der Nähe von Diffa im benachbarten Niger soll von Kämpfern von Boko Haram begangen worden sein. Dabei wurden mindestens 28 Menschen getötet, die meisten von ihnen wurden lebendig verbrannt. (SDA/AFP/jmh)