Darum gehts
- Im Wallis und im Berner Oberland beruhigt sich die Lage nach dem Wintereinbruch
- Die italienischen Behörden warnen vor Sturmböen, Erdrutschen und Überschwemmungen
- Das Unwetter zieht weiter nach Osten: Auch Österreich erwartet Stürme und Starkregen
Nach Schneechaos im Wallis: Die aktuelle Lage bei Verkehr und Strom
Das Wallis kämpft weiterhin mit den Folgen extremer Schneefälle: Verkehrswege sind blockiert, ganze Regionen ohne Strom, und der Ferienort Zermatt bleibt komplett von der Aussenwelt abgeschnitten. Während sich die Lage im Saastal langsam entspannt, bleibt sie andernorts kritisch. Blick fasst zusammen, welche Pässe, Bahnstrecken und Zufahrten betroffen sind.
Strassen und Pässe
Schnee, Lawinen und Erdrutsche blockieren weite Teile des Walliser Strassennetzes. Besonders betroffen sind wichtige Passverbindungen und Zufahrtsstrassen zu Tourismusorten.
- Simplonpass: Seit 17 Uhr wieder offen – der Pass ist befahrbar. Das teilen die Gemeindeverantwortlichen von Simplon über die Gemeindeapp mit. Der Autoverlad Brig–Iselle ist jedoch weiterhin eingestellt.
- Furkapass, Grimselpass, Nufenenpass: Saisonal geschlossen, wie üblich um diese Jahreszeit.
- Grosser St. Bernhard: Geschlossen – die Passroute ist aufgrund der Wetterlage gesperrt.
- Zufahrt nach Zermatt: Die Strasse zwischen Täsch und Zermatt ist gesperrt. Eine Anreise ist nicht möglich.
- Weitere Kantonsstrassen sind aufgrund von Lawinengefahr, Schneemassen oder Erdrutschen unpassierbar.
Bahnverkehr
Auch auf dem Schienennetz geht vielerorts nichts mehr. Mehrere wichtige Linien im Oberwallis sind gemäss SBB unterbrochen – besonders rund um Zermatt.
Die Strecke Visp - (Täsch) - Zermatt bleibt voraussichtlich bis morgen Samstagmittag unterbrochen. Es besteht aktuell keine Reisemöglichkeit von und nach Zermatt. Nächste Information folgen am Samstagvormittag.
- Visp – Zermatt: Die Einschränkung dauert voraussichtlich bis Samstagmittag. Betroffen sind die Linien RE41 und RE42. Es ist keine Ersatzbeförderung möglich.
- Zermatt – Täsch: Die Einschränkung dauert voraussichtlich bis Samstagmittag. Betroffen ist die Linie R40. Es besteht keine Reisemöglichkeit zwischen Zermatt und Täsch.
- Zermatt – Disentis/Mustér (Glacier Express): Die Einschränkung dauert bis zirka 18.40 Uhr. Betroffen ist die Linie GEX. Reisende im Glacier Express nach Chur - St. Moritz reisen via Bern - Zürich und benützen ab Brig die Linien IC6 oder IC8 Richtung Bern.
- Brig – Goppenstein (Lötschberg-Autoverlad): Der Bahnverkehr auf der Strecke Brig – Kandersteg ist zwischen Brig und Goppenstein unterbrochen. Der Grund dafür ist ein Erdrutsch. Die Einschränkung dauert bis zirka 21 Uhr. Betroffen ist die Linie RE1. Es sind Verspätungen und Ausfälle zu erwarten. Reisende zwischen Visp und Goppenstein sind angewiesen, die Ersatzbusse zu benützen.
Energieversorgung
Die Stromversorgung ist weiterhin stark gestört. Während im Saastal eine schrittweise Normalisierung beginnt, bleibt Zermatt weiterhin ohne Energieversorgung.
- Zermatt: Hat wieder Strom. Quartier für Quartier wird nun aufgeschaltet.
- Saastal: Die Stromversorgung wird sukzessive wiederhergestellt, laut Valgrid ist das Netz dort wieder im Aufbau.
- Weitere Regionen, darunter das Goms, Grächen und Bürchen sind ebenfalls von Stromausfällen betroffen.
Kanton Wallis hebt besondere Lage auf
Die Walliser Kantonsregierung hat am Karfreitagabend die besondere Lage nach den Starkniederschlägen aufgehoben. Die Warnungen vor der akuten Lawinengefahr und der Gefahr von umstürzenden Bäumen hält der Staatsrat aber aufrecht. Mit der besonderen Lage hatte die Kantonsregierung über zusätzliche Kompetenzen etwa für Hilfsersuchen verfügt.
In den Seitentälern wurden Erkundungen durchgeführt, wie der Staatsrat mitteilte. Die Lage auf den nach den riesigen Schneefällen gesperrten oder eingeschränkt befahrbaren Strassen normalisiert sich demnach.
Den Zugang zu allen Seitentälern geben die Behörden im Verlauf des Samstags wieder frei. Das kantonale Führungsorgan hob die Warnungen nach den starken Schneefällen ausser jenen wegen der Lawinen und der Bäume auf.
Zermatt hat wieder breitflächig Strom!
Der lokale Energieversorger EWZ und die HYDRO Exploitation haben es geschafft, die 130kW-Leitung der Grande Dixence in Betrieb zu nehmen. Damit hat Zermatt wieder breitflächig Strom! Es wird nun sukzessive Quartier für Quartier aufgeschaltet. Zermatt ist jedoch weiterhin nicht erreichbar.
Kein Oster- und Transitverkehr über den Grossen St. Bernhard
Eine grosse Lawine hat am Donnerstag die Galerie Les Toules der Autobahn A21 auf der Walliser Seite vor dem Tunnel des Grossen St. Bernhard beschädigt. Die mitgerissenen Bäume und Felsen richteten auf einer Länge von 300 Metern Schäden an. Damit ist diese Verbindung nach Italien für mehrere Tage unterbrochen.
Auf der Schweizer Seite ist die A21 allerdings für den lokalen Verkehr zwischen Martigny und Bourg-St-Pierre geöffnet, wie das Bundesamt für Strassen (Astra) am Abend des Karfreitags mitteilte. Die Sicherheit der Galerie ist nicht gewährleistet, wie ein Augenschein am Freitag zeigte.
Simplonpass für Autos offen - Stromversorgung wieder hergestellt
Nach dem grossen Schnee ist die Stromversorgung im Wallis und im Berner Oberland weitgehend wieder hergestellt. Insbesondere im Wallis sorgten die heftigen Schneefälle vom Donnerstag auch am Karfreitag für prekäre Verhältnisse. Der Tunnel über den Grossen St. Bernhard blieb gesperrt. Den Simplonpass konnten Personenwagen wieder befahren, nicht aber der Schwerverkehr.
Berner Oberland fast vollständig wieder am Stromnetz
Das Berner Oberland wird seit dem frühen Freitagabend wieder praktisch vollständig mit Strom versorgt. Bis auf ein paar wenige Leitungen zu einzelnen Gebäuden konnten alle Anschlüsse wieder hergestellt werden.
Das sagte Michael Blum vom Energiekonzern BKW am Abend auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Pikett-Teams hatten wegen der heftigen Schneefälle in der Nacht auf Gründonnerstag einen zweitägigen Grosseinsatz zu bewältigen.
Saastal hat wieder Strom
Im Gegensatz zu Zermatt geht das Saastal sukzessive wieder ans Netz. Das bestätigt Ivo Abgottspon von der Valgrid dem «Walliser Boten». In Zermatt bleibt die Stromversorgung hingegen weiterhin unterbrochen. Die Hauptleitungen im Matter- und Saastal waren zuvor ausgefallen. Hydro Exploitation und EWZ arbeiten mit Hochdruck an der Wiederherstellung.
Ebenfalls bis voraussichtlich Samstagmittag unterbrochen bleibt die Bahnlinie Visp–Zermatt – aktuell besteht keine Reisemöglichkeit ins Dorf. Auch die Strassenzufahrt ist gesperrt. Lawinensprengungen und Räumungsarbeiten sind im Gange, die nächste Lagebeurteilung soll um 18.00 Uhr erfolgen.
Simplonpass ist ab 16.30 Uhr wieder geöffnet
Nach einer langen Sperre kann der Simplonpass für den Verkehr wieder freigegeben werden, teilten die Verantwortlichen am Freitagnachmittag mit.
Im Wallis bleibt die Lage nach Angaben des kantonalen Führungsorgans (KFO) weiter komplex. Es kommt weiterhin zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen. Mehrere Strassen und Verkehrsachsen, etwa der Tunnel am Grossen St. Bernhard, bleiben gesperrt.
Die aussergewöhnlichen Schneefälle hätten zwar aufgehört und es sei eine Wetterberuhigung eingetreten, schrieb das KFO am Freitag in einer Mitteilung. Doch die Lawinengefahr in allen Höhenlagen sowie die Gefahr von umstürzenden Bäumen seien weiterhin sehr hoch.
Zermatter Rettungschef: «Die Lawinengefahr ist sehr gross und das wird auch so bleiben»
Der Rettungschef von Zermatt, Anjan Truffer (51), ist derzeit vor allem damit beschäftigt, die Infrastruktur wiederherzustellen und zu sichern. «Wir unterstützen die Forstarbeiter dabei, die Stromleitungen von den Ästen zu befreien, sperren Wanderwege an, machen Aufklärungsflüge, sprengen Lawinen», sagt er auf Anfrage von Blick.
Am Freitagmorgen mussten zudem zwei Skitourengänger vom Kleinen Matterhorn gerettet werden. «Die beiden wurden von den Schneefällen überrascht, haben nun zwei Tage am Berg ausgeharrt», sagt Truffer. Die beiden hätten aber in einem Unterschlupf Schutz gefunden, sodass ihnen nichts passiert sei. «Ansonsten war niemand mehr unterwegs.»
Truffer warnt aber. «Die Lawinengefahr ist sehr gross und das wird auch so bleiben.» Ausflüge ins Gelände seien deshalb tabu, so der Rettungschef. «Skifahren sollte man nur auf den Pisten.» Präsent ist in diesem Zusammenhang noch die grosse Lawine vom Ostermontag im letzten Jahr. Beim Riffelberg wurden mehrere Skifahrer ausserhalb der Pisten von Schneemassen mitgerissen – vier Menschen starben.
Zermatter Hüttenwartin zu Blick: «Wir nehmen es, wie es kommt»
Edith Lehner (59), die Hüttenwartin der Hörnlihütte, nimmt die Situation gelassen. «Dass wir hier in Zermatt von der Aussenwelt abgeschnitten sind, kommt schliesslich mehrmals pro Jahr vor», sagt sie zu Blick. Die Einheimischen seien daran gewöhnt. «Schwieriger ist es für die Gäste, die entweder nicht von hier wegkommen oder nicht anreisen können. Das kann schon stressig sein.»
Was Lehner mehr zusetzt, ist die lange Zeit des Stromunterbruchs. «Langsam wird es mühsam», sagt sie. Der Boiler ist leer, auch kochen ist nur sehr eingeschränkt möglich. «Aber wir nehmen es, wie es kommt. Dann gibt es halt Trockenfleisch und Brot zu essen. Und ein romantisches Dinner bei Kerzenschein ist ja auch nicht verkehrt», sagt Lehner und lacht.
Walliser Schwarznasenschafe kehren zurück in den Stall
Diese Walliser Schwarznasenschafe kehren zurück in den Stall. Eigentlich sollten sie jetzt auf einer saftigen Wiese grasen. Doch dann kam der Winter zurück.