Zum Mann, der bei einem versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in Rouen (F) erschossen wurde, liegen erste Details vor. Aus Ermittlerkreisen wurde verlautet, der Mann sei seit «weniger als einem Jahr» ausreisepflichtig gewesen. Die Anordnung habe aber nicht durchgesetzt werden können, weil er vor dem Verwaltungsgericht Berufung gegen die Ausweisungsanordnung eingelegt habe.
Der Staatsanwalt teilte zudem vor Journalisten mit, dass eine Karte des öffentlichen Nahverkehrs von Rouen beim Mann gefunden wurde. Dies müsse aber weiter geprüft werden. Die Einsatzkräfte der Polizei waren laut Staatsanwalt wegen einer «Rauchentwicklung in der Nähe der Synagoge» um etwa 6.45 Uhr am Freitagmorgen alarmiert worden. Auf dem Dach der Synagoge sei eine Person mit einer Eisenstange in der einen Hand und einem Küchenmesser in der anderen Hand beobachtet worden. Aus den Fenstern der Synagoge sei Rauch aufgestiegen.
Die Beamten hätten versucht, den Mann zu überzeugen, vom Dach herunterzukommen, als dieser die Eisenstange in ihre Richtung geworfen habe. Dann sei er vom Dach gesprungen und sei mit erhobenem Arm und Messer in der Hand auf einen Polizisten zugelaufen, schilderte der Staatsanwalt den weiteren Verlauf. Nachdem der Mann nicht auf Warnungen reagiert habe, habe der bedrohte Polizist fünf Schüsse abgegeben und den Mann «viermal getroffen».
Seit mehreren Tagen verdächtige Aktionen
Das Gebiet war am Morgen abgesperrt worden. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen. Der Bürgermeister äusserte sich wie folgt zum Vorfall: «Von diesem Angriff auf die Synagoge ist nicht nur die jüdische Gemeinde betroffen. Die gesamte Stadt Rouen steht unter Schock.» Offenbar wurde die Polizei aber nicht gänzlich von der Attacke überrascht. Seit mehreren Tagen komme es vor der Synagoge zu verdächtigen Aktionen, sagte ein Polizeisprecher gegenüber BFM Normandie.
In Frankreich lebt die grösste jüdische Gemeinschaft ausserhalb Israels und den USA. Auf X schrieb der Yonathan Arfi, Vorsitzender des jüdischen Dachverbands in Frankreich: «Der Versuch, eine Synagoge anzuzünden, bedeutet, dass man alle Juden einschüchtern will. Antisemitismus bekämpfen bedeutet, die Republik zu verteidigen.»
In den vergangenen Monaten kam es in Frankreich zu vereinzelten Anschlägen. Im Land gilt die höchste Sicherheitswarnstufe.