Nach zwei gescheiterten Anläufen kommt nun erstmals eine Lustpille für Frauen auf den Markt:Die US-Arzneimittelbehörde FDA genehmigte gestern in Washington die Zulassung des Medikaments Flibanserin, das den weiblichen Sexualtrieb steigern soll.
Glückshormon wird gesteigert
Damit folgte sie der Empfehlung eines Expertengremiums von Anfang Juni. Bei Prüfungen in den Jahren 2010 und 2013 war das «Viagra für Frauen» noch durchgefallen.
«Die heutige Zulassung gibt Frauen, die über ihr geringes sexuelles Verlangen unglücklich sind, eine anerkannte Behandlungsoption», erklärte die Leiterin des FDA-Zentrums für Medikamentenprüfung, Janet Woodcock.
Flibanserin ist ursprünglich ein Antidepressivum, das den Spiegel des lusthemmenden Hormons Serotonin absenken soll. Im Gegenzug hebt es die Konzentration des Glückshormons Dopamin und von Noradrenalin im Blut an; beide können die weibliche Libido steigern.
40 Prozent der Frauen fehlt die Lust
Einige Experten äussern sich skeptisch über die Wirksamkeit des Mittels. Ausserdem warnen sie vor Nebenwirkungen wie Müdigkeit, niedrigem Blutdruck und Schwindelanfällen.
Auch die FDA hob in ihrer Entscheidung hervor, dass Flibanserin nicht mit Alkohol eingenommen werden darf. Im Zusammenspiel mit Alkohol könne das Medikament ernsthafte Beschwerden wie Ohnmacht oder gefährlich niedrigen Blutdruck auslösen. Daher solle es nur auf Rezept in geprüften Apotheken erhältlich sein.
Medizinischen Studien zufolge klagen mindestens 40 Prozent der Frauen über mangelnde sexuelle Lust. Laut FDA-Unterlagen hatten Frauen, die Flibanserin einnahmen, im Schnitt 4,4 Mal im Monat befriedigenden Sex. Bei der Vergleichsgruppe, die Placebos bekam, waren es 3,7 Mal, vor der Behandlung waren es nur 2,7 Mal im Monat.
Hersteller spricht von einem «Durchbruch»
Mehrere Frauen, die Flibanserin in einer Testphase eingenommen hatten, schilderten bei der Anhörung positive Erfahrungen. «Alles, was ich weiss, ist, dass Flibanserin - jede Nacht eingenommen - für mich und meine Ehe funktioniert hat», sagte Amanda Parrish. «Für mich war der Effekt nicht bescheiden, sondern bedeutend.» Das Mittel habe ihre Ehe gerettet.
Flibanserin war vom deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim entwickelt worden, der das Patent nach der ersten gescheiterten Zulassung an die US-Firma Sprout Pharmaceuticals verkaufte.
Sprout-Chefin Cindy Whitehead nannte die FDA-Zulassung einen «Durchbruch». «Heute feiern wir, was diese Zulassung für alle Frauen bedeutet, die lange auf eine medizinische Behandlung dieser lebensverändernden Beschwerde gewartet haben», erklärte sie. (SDA/mad)