Vollständiger Waffenstillstand gefordert
Hamas lehnt Feuerpausen-Deal mit Israel ab

Nach sieben Monaten Dauerbeschuss im Gazastreifen wurde am Samstag erneut über eine Waffenpause sowie einen Geiselaustausch in Gaza verhandelt. Den Parteien gelang es auch diesmal nicht, sich zu einigen.
Publiziert: 04.05.2024 um 22:26 Uhr
|
Aktualisiert: 05.05.2024 um 19:29 Uhr
In Kairo wurde am Samstag über einen neuen Gaza-Deal gesprochen. Im Bild: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan umarmt am 20. April Hamas-Mitglied Khaled Mashal bei einem Treffen mit Ismail Haniyeh (links), dem politischen Führer der Hamas.
Foto: AFP
Bildschirmfoto 2024-02-24 um 16.01.53.png
Melissa MüllerRedaktorin News

Am Samstag kam es in Kairo erneut zu indirekten Verhandlungen über einen Deal zwischen der Hamas und Israel. Eine hochrangige Delegation der Hamas reiste dazu in die ägyptische Hauptstadt, wo sie über einen vorgeschlagenen Deal entschied, der die Freilassung von 33 israelischen Geiseln vorsieht – im Gegenzug für eine 40-tägige Waffenruhe und die Freilassung von Hunderten palästinensischen Gefangenen. Israel weigerte sich, eine Delegation zu entsenden, und verlangte zuerst eine Antwort der Hamas.

Vor den Gesprächen signalisierte die Terrororganisation, man reise mit einer «positiven Einstellung» nach Kairo, obgleich es kritische Punkte zu besprechen gebe. Arabische Medien berichteten gar, dass die Hamas dem Abkommen womöglich zustimmen werde. Doch daraus wurde nichts: Die Delegation entschied sich gegen den Deal.

Hamas fordert Waffenstillstand

Der Entscheid kam kaum überraschend. In den vergangenen Monaten sagte die Hamas abermals, dass ein Deal ohne einen langfristigen, sofortigen Waffenstillstand nicht infrage käme. Weitere Forderungen der Hamas beinhalten laut Taher Nunu, Berater von Hamas-Chef Ismail Haniyeh, «den vollständigen Rückzug der Besatzung aus dem Gazastreifen, die uneingeschränkte Rückkehr der Vertriebenen in ihre Heimat und ein echtes Gefangenenaustauschabkommen, zusätzlich zum Wiederaufbau von Gaza und der Beendigung der Besatzung».

Am späten Samstagabend gab ein Offizier gegenüber Al Jazeera dann die Absage offiziell bekannt. Er betonte: «Wir werden unter keinen Umständen einer Vereinbarung zustimmen, die nicht ausdrücklich die Beendigung des Kriegs gegen Gaza vorsieht. Die Besatzung behindert eine Einigung, indem sie auf der Fortsetzung des Krieg besteht.» Die Gespräche seien für den Tag beendet, am Sonntag werde eine weitere Verhandlungsrunde starten. 

Der namentlich nicht genannte Sprecher macht Ministerpräsident Benjamin Netanyahu für das Scheitern verantwortlich: «Unsere Informationen bestätigen, dass er eine Vereinbarung aus persönlichen Gründen behindert.» In den vergangenen Monaten wurde dem Regierungschef immer wieder vorgeworfen, er würde den Krieg verlängern, um an der Macht zu bleiben.

Israel beharrt auf Rafah-Offensive

Dabei brodelt es auch in Israel. Tausende Menschen zogen auf die Strasse, auch sie machen Netanyahu verantwortlich für die Tatsache, dass noch immer kein Geisel-Deal erreicht wurde. Trotz allen Drucks lehnt Netanyahu die Forderungen von Geiseln-Angehörigen und der Hamas seit Monaten vehement ab. 

Abermals bekräftigte die Regierung, dass man erst dann mit den Bombardierungen aufhören werde, wenn die Hamas «komplett» zerstört sei. Dazu gehöre eine umstrittene Bodenoffensive im südlichen Rafah, wo sich über eine Million geflohene Palästinenser befinden. Israel sagte vor den Verhandlungen zudem, dass die Offensive unabhängig davon, ob ein Deal erzielt wird, kommen werde.

Auch der rechts-religiöse Finanzminister Ben Gvir pocht auf eine Rafah-Offensive. Er drohte Netanyahu noch während die Hamas-Delegation in Ägypten war: «Ein Kapitulationsabkommen, das ohne vollständigen Sieg zum Ende des Kriegs führt, ist eine Katastrophe. Nein zu einem rücksichtslosen Deal, ja zu Rafah.» Israel vermutet in Rafah eine «Hamas-Hochburg». (mrs)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?