«Völlig weltfremd und absurd»
Deutsche Kita verbietet Indianer-Kostüme

Kinder in Hamburg dürfen sich an der Fasnacht nicht als Indianer verkleiden. Zumindest in einer Kita. Man wolle keine «Stereotypen bedienen», heisst es. Politiker sind entsetzt.
Publiziert: 06.03.2019 um 17:52 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2019 um 09:46 Uhr
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Eine Hamburger Kita will nicht, dass sich Kinder an Fasnacht als Indianer verkleiden. (Symbolbild)
Foto: Getty Images

In der Schweiz marschieren Neonazis im Ku-Klux-Klan-Kluft an der Fasnacht auf. In Deutschland entfacht dagegen eine Debatte, ob Indianer-Kostüme bei Kindern angemessen sind. Dies nachdem ein Hamburger Chindsgi ein Verbot beschloss. Kurz vor dem Rosenmontag verschickte die Leitung der Elbkinder-Kita einen Elternbrief, schreibt die «Hamburger Morgenpost».

Darin wurde darum gebeten, «bei der Auswahl des Kostüms darauf zu achten, dass durch selbiges keine Stereotype bedient werden.» So wolle man beispielsweise nicht, dass Kinder als «Indianer», «Scheich» oder ähnliches verkleidet sind. «Wir achten im Kitaalltag sehr auf eine kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste Erziehung», steht da weiter.

«Ich würde mein Kind da rausnehmen»

Die CDU-Abgeordnete, Sylvia Pantel, hält nichts von dieser Entscheidung. «Wer solche Vorschriften erlässt, hat offensichtlich den Sinn von Karneval nicht verstanden. In diesem Kindergarten geht es nicht mehr um Frohsinn, Leichtigkeit, Spiel und Kreativität, es geht nicht mehr um das Individuum oder um den eigenen Willen und Phantasie. Nein, es soll von aussen eine gewisse Standardisierung erfolgen, die ich entschieden ablehne. Warum dürfen Kinder nicht mehr Kinder sein?», sagt sie zu «Bild».

Die Eltern sollen sich nicht «derart bevormunden und dies nicht mit sich machen lassen». Hätte sie selber Kinder in diesem Alter, würde sie sie aus diesem Kindergarten rausnehmen.

Auch ein FDP-Politiker sieht es gleich. «Es ist völlig weltfremd und absurd, Kindern zu verbieten, sich an Karneval als Indianer zu verkleiden. Kommt jetzt auch Winnetou auf den Index?», sagt Grigorios Aggelidis (53).

Die Sprecherin des Chindsgi verteidigt die Entscheidung. Es gehe darum, keine Kostüme zu wählen, «die auf Rasse oder Zugehörigkeit zu einer ethnischen oder anderen Minderheit Bezug nehmen und zusätzlich negativ konnotiert sind und damit für Teile unserer Elternschaft verletzend sein könnten».

Die Kita bezieht sich auf einen Fachartikel in der Zeitschrift «Kids aktuell». Der Begriff «Indianer» sei «im Zuge der Kolonialisierung Nord- und Südamerikas der damaligen Bevölkerung aufgezwungen worden» und stehe somit «in Zusammenhang mit der brutalen Vernichtung grosser Teile dieser Personengruppe», heisst es im Beitrag. (man)

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