Vize tot, Anführer angeblich verwundet
Die IS-Chefs werden weggebombt

Abu Alaa Al-Afri übernahm die Geschicke an der Spitze der Terrormiliz IS, nachdem Anführer Baghdadi offenbar bei einem Luftangriff schwer verwundet worden ist. Doch jetzt ist der Stellvertreter tot.
Publiziert: 15.05.2015 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:36 Uhr
Wird hier der IS-Vize getötet?
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:Wird hier der IS-Vize getötet?

Weniger als einen Monat nach seiner Ernennung zum vorläufigen Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat ist Abu Alaa Al-Afri angeblich tot. Bei einem Luftangriff auf Tel Afar im Nordwesten des Iraks soll Afri ums Leben gekommen sein, gab das irakische Verteidigungsministerium diese Woche bekannt. Die Behörde veröffentlichte ein Video, welches das entsprechende Bombardement zeigen soll. Wann die Aufnahmen gemacht wurden, ist nicht bekannt.

Sollte sich die Meldung als wahr herausstellen, könnte die Terrormiliz vor einem ernsthaften Führungsproblem stehen. Nutzten die Extremisten das Machtvakuum in Syrien und dem Irak bislang für ihren Vormarsch aus, könnten sie nun selbst damit konfrontiert sein. Denn Al-Afri war nicht ohne Grund vom stellvertretenden Chef der Terrormiliz zum Anführer ad interim erkoren worden.

Baghdadi an der Wirbelsäule verletzt?

Die Ernennung des ehemaligen Physiklehrers erfolgte laut den irakischen Behörden, nachdem publik geworden war, dass IS-Chef Abu Bakr Al-Baghdadi bei einem Luftschlag der internationalen Anti-IS-Koalition Mitte März schwer verwundet worden sein soll. Dies hatte der «Guardian» unter Berufung auf drei nicht näher genannte Quellen berichtet. Zwei Ärzte seien von Mossul aus zu dem Versteck des Anführers gereist, um ihn wegen möglicher Verletzungen an der Wirbelsäule zu behandeln. Das Pentagon dementierte den Bericht.

Seither ist Baghdadi nicht mehr gesehen worden. Sein erster und einziger öffentlicher Auftritt ist fast ein Jahr her: Im Juli 2014, nach der Einnahme Mossuls, predigte er auf der Kanzel einer Moschee in der Stadt. Kurz zuvor hatte er ein Kalifat ausgerufen und sich zum Kalifen ernannt.

Neue Audiobotschaft veröffentlicht

Danach veröffentlichte die Terrormiliz nur noch Audiobotschaften Baghdadis. Erst gestern – mehrere Monate nach dem letzten Lebenszeichen – wurde eine neue, über 30-minütige Aufnahme im Internet aufgeschaltet, die von ihm stammen soll. Der IS-Anführer ruft darin alle Muslime auf, sich entweder dem Kampf anzuschliessen und ins «Kalifat» zu reisen oder «Waffen zu tragen, wo auch immer ihr seid».

Noch ist nicht bestätigt, dass es sich bei der Stimme um diejenige Baghdadis handelt. Auch ist unklar, wann die Rede aufgezeichnet wurde. Baghdadi erwähnt in seiner Rede die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition, die im Jemen intervenierte. Die Aufnahme kann folglich nicht älter als sieben Wochen sein, als die Koalition den ersten Luftschlag im Jemen durchführte. Zu diesem Zeitpunkt war es – stimmt der Bericht des «Guardian» – bereits zum Angriff gekommen, bei dem Baghdadi verwundet worden sein soll.

Laut BBC-Korrespondent Frank Gardner klingt er auf der Aufnahme allerdings keinswegs geschwächt. War Baghdadi also möglicherweise gar nie verletzt oder ist er bereits wieder genesen? Oder ist es gar nicht der Terrorfürst, der zu hören ist? Anzunehmen ist, dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Audiobotschaft kein Zufall ist. Nach Bekanntwerden der Gerüchte um den Tod des Vize-Chefs demonstriert die Terrormiliz damit Stärke und unverminderte Kampfbereitschaft. «Der Islam war nie eine Religion des Friedens. Der Islam ist eine Religion des Kämpfens», heisst es denn auch in der Audiobotschaft. (lha)

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