Der deutsche Virologe Christian Drosten (49) sieht die Booster-Impfung als wirksamste Waffe gegen Omikron. Man könne inzwischen sagen, dass die Covid-Variante milder verlaufe, sagte der Wissenschaftler im NDR. Doch «was richtig schützt gegen Omikron, ist die Dreifach-Impfung».
Drosten verwies auf eine Studie des Imperial College London, wonach Menschen mit Booster-Impfung einen rund doppelt so hohen Schutz vor einer Hospitalisierung haben wie doppelt Geimpfte oder Genesene. Drosten: «Die Dreifach-Impfung macht den Unterschied.»
Auch Ungeimpfte seien unter Omikron einem rund 24 Prozent tieferem Risiko gegenüber Delta ausgesetzt. Für Ungeimpfte sei das zwar eine gute Nachricht. Drosten rechnet jedoch zwangsläufig mit vielen schweren Krankenverläufen in dieser Risikogruppe. Der erhöhte Schutz der Booster-Impfung zeige sich ganz eindeutig, sagt Drosten: «Der Gewinn von zweifach geimpft zu dreifach geimpft ist fast eine Verdopplung.» Ungeimpfte seien deutlich gefährdeter.
Zweifel an Impfung alle paar Monate
Booster ja, doch wie weiter? Ein führender Corona-Impfexperte, der an der Entwicklung des Covid-Impfstoffs von Oxford und Astrazeneca mitgewirkt hat, hält es für nicht machbar, Menschen auf der Welt in Zukunft mehrmals im Jahr zu impfen. Erst brauche es triftige wissenschaftliche Gründe, ob weiterhin geimpft werden müsse.
«Wir können den Planeten nicht alle vier bis sechs Monate impfen. Das ist weder nachhaltig noch bezahlbar.» Das sagte Andrew Pollard (56), Direktor der Oxford Vaccine Group und Leiter des britischen Ausschusses für Impfungen und Immunisierung, der Zeitung «The Telegraph».
Eine vierte Impfung hält er höchstens für notwendig, wenn wissenschaftliche Indizien dafür sprechen. In Zukunft sollen die Schwächsten gezielt geimpft werden, statt allen Menschen ab 12 Jahren regelmässig eine Dosis zu verabreichen. Es seien mehr Daten erforderlich, um festzustellen, «ob, wann und wie oft die gefährdeten Personen zusätzliche Dosen benötigen», so Pollard.
«Müssen nur noch den Winter überstehen»
Pollard betont jedoch, das Schlimmste der Pandemie liege «absolut hinter uns». Wir müssten nur noch den Winter überstehen. Abschottung und Massnahmen würden mittel- und langfristig keine Besserung mehr bringen: «Irgendwann muss sich die Gesellschaft öffnen. Wenn wir uns öffnen, wird es einen Zeitraum mit einem Anstieg der Infektionen geben.»
Deshalb sei dieser Winter «wahrscheinlich nicht der beste Zeitpunkt» für Öffnungen. (kes)