Virologe Drosten fühlt sich missverstanden und hofft auf eine Endemie
«Selbstverständlich will ich mich nicht selbst infizieren!»

Top-Virologe Drosten sorgte kürzlich für Diskussionen mit einer Aussage, dass er sich mit dem Coronavirus infizieren will, um dann möglichst lange dagegen geschützt zu sein. Er sei missverstanden worden – und erklärt, wie sich die Pandemie zur Endemie entwickeln soll.
Publiziert: 13.09.2021 um 01:41 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2021 um 14:29 Uhr
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Der führende deutsche Virologe Christian Drosten sorgte unlängst für Zündstoff mit einer Aussage, dass er sich mit dem Coronavirus infizieren lassen wolle.
Foto: Keystone

Unlängst sorgte der deutsche Virologe Christian Drosten (49) mit einer Aussage für Aufsehen. Als Geimpfter wolle er sich mit dem Coronavirus infizieren. Impfgegner jubelten schon. Der Top-Virologe gibt zu, dass nicht eine vollständige Impfung, sondern nur eine Covid-Infektion vollständigen Schutz bietet. Sein Ziel sei es, sich trotz seiner Impfung mit dem Virus zu infizieren, um sich besser zu immunisieren.

Die Aussage hatte Drosten in einem NDR-Podcast gemacht. Prompt meldete sich der Virologe. Seine Aussage sei aus dem Kontext gerissen worden. «Lese heute ja verrückte Dinge über mich», protestierte er auf Twitter. «Selbstverständlich will ich mich nicht selbst infizieren!»

Drosten empfiehlt keinesfalls den Verzicht auf die Doppelimpfung. Es sei weiterhin von grösster Bedeutung, «gegen das Virus anzuimpfen». Nur so könnten genug Menschen eine Immunität entwickeln, die selbst bei den seltenen Impfdurchbrüchen einen schweren Krankheitsverlauf bei Covid-19 verhindern kann.

«Riesiges Risiko, ungeimpft in den Herbst zu gehen»

Mit einer ausreichend hohen Impfquote könne zudem die Verbreitung des Coronavirus ausreichend eingedämmt werden. Drosten wünscht sich eine Impfquote von 90 bis 95 Prozent, bei über 60-Jährigen sogar eine von 100 Prozent. Und er wolle «irgendwie noch mal klarmachen, dass es einfach ein riesiges Risiko ist, ungeimpft in diesen Herbst reinzugehen, wenn man über 60 Jahre alt ist». Dabei sei es «nicht das Ziel für alle Zeiten, immer impfen zu müssen».

Für Zündstoff hatte Drosten mit einer Aussage im folgenden Zusammenhang gesorgt. Drosten spricht von einem individuellen «Immun-Update». Durch immer wiederkehrende Kontakte mit dem Virus erfolge eine «Booster-Immunisierung», was dann zu einer belastbareren Bevölkerungsimmunität führe: «Mein Ziel als Virologe Drosten, wie ich jetzt gerne immun werden will, ist: Ich will eine Impfimmunität haben und darauf aufsattelnd will ich dann aber durchaus irgendwann meine erste allgemeine Infektion und die zweite und die dritte haben.»

Hoffen auf die Endemie

Damit meint der Virologe eben nicht, dass eine Infektion besseren Schutz als die Impfung gegen Covid-19 bietet. Es geht ihm vielmehr darum, aufzuzeigen, wie sich das Coronavirus durch eine ausreichende Impfquote zu einem normal umgehenden Krankheitserreger entwickeln könnte. Mit anderen Worten: «Man könnte diese Pandemie wegimpfen.» Man müsse in eine endemische Situation kommen – anstatt immer wieder gegen neue Varianten nachzuimpfen.

Drosten wünscht einen Zustand, bei dem das Virus dauerhaft zirkuliert und es lokal immer wieder zu Krankheitsausbrüchen kommt, wie etwa bei der Grippe. Durch «wiederkehrende Kontakte mit dem Virus» werde die Bevölkerungsimmunität immer belastbarer. Als relativ gesunder und zweifach geimpfter Erwachsener könne er eine Infektion für sich verantworten. Das gelte aber nicht für Risikogruppen.

Das Hauptproblem bleiben demnach Ungeimpfte, die nicht wie viele Geimpfte ebenfalls Antikörper entwickeln können, die sich in den Schleimhäuten anreichern. Zusätzlich bildet sich sowohl durch die Impfung als auch durch eine Infektion ein immunologisches Gedächtnis. (kes)

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