Auf der Krim wurden zwei Frauen strafrechtlich verfolgt. Der Grund war ein Video, auf dem sie das Lied «Chervona Kalyna» sangen. Eine der Frauen ist die Gewinnerin des Wettbewerbs «Miss Krim 2022». Der russischen Regierung passte diese Aktion gar nicht – eine der Frauen kassierte eine Busse von 40'000 Rubel (knapp 670 Franken), die andere Frau muss zehn Tage in Haft.
Grund für das Urteil war die «Diskreditierung der russischen Armee» und die Verbreitung extremistischer Propaganda. Da eine der Frauen kleine Kinder hat, kam sie mit einer Geldstrafe davon. Das Ministerium der Krim bestand neben der Haft- und Geldstrafe auf eine öffentliche Entschuldigung.
«Ich möchte mich aufrichtig dafür entschuldigen, dass ich das Lied ‹Chervona Kalyna› gesungen habe, von dem ich nichts verstehe», sagt eine der Frauen im Video auf Russisch. «Ich wusste nicht, dass es einen nationalistischen Charakter hat und wollte auf keinen Fall Propaganda verbreiten.» Auch die andere Frau entschuldigt sich für ihren Gesang. Sie hätten den Inhalt des Lieds nicht verstanden.
Ein Lied über die Unabhängigkeit der Ukraine
Das Lied aus dem Jahr 1914 handelt von der Unabhängigkeit der Ukraine. Zu Zeiten der Sowjetunion wurde das Lied verboten. Aufgrund des Kriegs hat das Lied an Aktualität gewonnen. Seit 2014 mussten auf der Krim bereits mehrere Personen wegen des Lieds Geldstrafen zahlen. Erst vor ein paar Wochen wurden sechs Personen verhaftet, weil sie das Lied auf einer Hochzeit spielten.
Sergej Aksyonov, der kremlnahe Ministerpräsident der Krim, warnte davor, pro-ukrainische Slogans und nationalistische Lieder zu singen.
Seit der russischen Invasion im Februar ist «Chervona Kalyna» eine Art Hymne des Widerstandes geworden. Viele ukrainische Bands covern das Lied, aber auch die Band Pink Floyd spielte eine Version, um sich mit der Ukraine zu solidarisieren. Die russische Regierung hat das Lied jedoch verboten, da es sich um ein Volkslied handelt, das angeblich von faschistischen Gruppen gesungen wurde.