Joaquín «El Chapo» Guzmán war lange der meistgesuchte Verbrecher der Welt – und auch jetzt sind wieder Heerscharen von Polizisten hinter dem Drogenbaron her. Am vergangenen Samstag ist er aus dem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis Altiplano getürmt.
Die Behörden haben jetzt Video-Aufnahmen veröffentlicht, die «den Kleinen» in den Momenten vor seiner spektakulären Flucht zeigen. In seinen hellen Sträflingskleidern wirkt er alles andere als brandgefährlich und überlegt. Unstet tigert er in seiner Zelle hin und her – wie ein wildes Tier, das schon viel zu lange ein Dasein in einem winzigen Käfig fristet.
«Völlig normales Verhalten»
Guzmán geht zur Toilette oder deutet es zumindest an. Als er zurück zum Bett kommt, fingert er noch am Hosenladen rum. Ein zweites Mal geht er ohne ersichtlichen Grund zur Duschnische. Beim dritten Mal kniet er sich hinter der Trennwand kurz hin, ein Handtuch fällt auf den Boden. Keiner vermutet hinter Guzmáns monotonen Bewegungen den ausgeklügelten Coup.
«Dieses Verhalten ist völlig normal für Inhaftierte, die über längere Zeit abgekapselt leben», sagt der nationale Sicherheitsbeauftragte Monte Alejandro Rubido an einer Pressekonferenz.
Ein letztes Mal kommt «El Chapo» zurück, setzt sich aufs Bett und zieht sich andere Schuhe an. Entschieden geht er zur Duschwand – und verschwindet. Die Überwachungskamera filmt die leere Zelle. Mehr wird sie auch nicht mehr zeigen, Guzmán kommt nicht zurück.
Durch toten Winkel aus dem Staub gemacht
Das Loch, durch das der ehemaligen Chef des Sinaloa-Drogenkartells in das unterirdische Tunnelsystem geflohen ist, ist auf den Aufnahmen nicht zu sehen. Gemäss Behörden habe eine Kamera die Zelle von aussen gefilmt und eine andere in Richtung der Dusche gezeigt. Um die Intimsphäre der Häftlinge zu schützen, gebe es allerdings zwei blinde Flecken – das Glück von «El Chapo». (lex)