Weil sie nicht auf ihr Bank-Guthaben zugreifen kann, greift die Libanesin Sali H.* (28) zu verzweifelten Massnahmen. Sie überfiel eine Bank, um 13000 Dollar «abzuheben», und streamte alles live via Facebook. Weder war sie maskiert, noch wollte sie dabei jemanden verletzen. Ihre Waffe, die man sieht, ist nämlich eine Spielzeug-Pistole.
Libanon steckt momentan in einer schweren Finanzkrise. Die Lebensmittelpreise sind etwa um 600 Prozent gestiegen, die Währung hat massiv an Wert eingebüsst. Aus diesem Grund hat die Regierung harte Limiten eingeführt, wie viel Geld man abheben darf. In einem Video begründet Sali H. ihr Handeln daher folgendermassen: «Nur so funktioniert das in diesem Land. Wir haben dieses Geld nicht geklaut, wir haben hart dafür gearbeitet.»
«Selbst, wenn es mich das Leben kostet»
Das Geld braucht Sali H. nicht zum Vergnügen, sondern für die Chemotherapie ihrer kranken Schwester. In einem emotionalen Facebook-Beitrag postete die Frau ein Bild ihrer Schwester mit den Worten: «Ich verspreche dir, du wirst ins Ausland reisen, behandelt werden und wieder auf eigenen Beinen stehen und deine Tochter erziehen. Selbst wenn es mich das Leben kostet.»
Dem Fernsehsender Al Jadeed teilte Sali H. mit, dass sie zwar ein schlechtes Gewissen gehabt habe, die Bankmitarbeiter zu bedrohen. Doch sie habe nichts mehr zu verlieren gehabt. Tatsächlich soll sie mit dem Überfall erfolgreich gewesen sein – und mit dem erbeuteten Geld auf der Flucht nach Istanbul sein. Während die Justiz kein Verständnis für die Bankräuberin hat, feiert das Internet die Bankräuberin mit Herz und Spielzeugpistole. (lrc)
*Name bekannt