Verurteilter Krypto-König
Kein zweiter Prozess für Bankman-Fried

US-Staatsanwälte verzichten auf den geplanten zweiten Prozess gegen den bereits wegen Betrugs verurteilten Kryptowährungs-Unternehmer Sam Bankman-Fried. Sie wollen den Fall rasch abschliessen. Ihm drohen nach dem ersten Prozess über hundert Jahre Gefängnis.
Publiziert: 30.12.2023 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2023 um 18:18 Uhr
Ihm drohen über hundert Jahre Gefängnis: Sam Bankman-Fried, der wegen Betrugs verurteilte Gründer der Kryptowährungs-Börse FTX. (Archivbild)
Foto: Bebeto Matthews

Die Staatsanwaltschaft argumentierte in einem Brief an den zuständigen Richter in der Nacht zum Samstag, im öffentlichen Interesse sei eher ein schneller Abschluss des Falls als ein weiterer Prozess.

Richter Lewis Kaplan soll bis Ende März über das Strafmass für den im November von Geschworenen schuldig gesprochenen Bankman-Fried entscheiden. Schöpft er die vorgesehenen Strafen bei allen Anklagepunkten aus, könnten es mehr als 100 Jahre Gefängnis werden.

Bankman-Fried wurde bekannt als Gründer der Kryptowährungs-Börse FTX, die Ende 2022 spektakulär zusammenbrach. Er wurde auf den Bahamas festgenommen und an die USA ausgeliefert.

Im ersten Prozess wurden nur die Vorwürfe zugelassen, die Teil der Auslieferungsvereinbarung waren. Sie reichten von Betrug bis Verschwörung bis hin zur Geldwäscherei. Weitere Anklagepunkte wie unter anderem illegale Wahlkampfspenden sollten in einem zweiten Prozess verhandelt werden. Dafür wäre jedoch die Zustimmung der Behörden auf den Bahamas notwendig, die laut dem Brief der US-Ankläger immer noch aussteht.

FTX war vor dem Kollaps einer der grössten Handelsplätze für Kryptogeld wie Bitcoin. Promis wie Football-Star Tom Brady machten Werbung für FTX, Bankman-Fried sprach auf Konferenzen über die Zukunft des Finanzsystems, spendete viel Geld an die Demokratische Partei und liess sich beim American-Football-Finale Super Bowl mit Sängerin Katy Perry und Schauspieler Orlando Bloom ablichten.

Während Kryptowährungen Laien hochkomplex vorkommen, wirkte der Betrugsfall am Ende simpel: Veruntreuung von Kundenvermögen. Bankman-Fried hatte auch einen Hedgefonds namens Alameda Research. Dieser machte riskante Geschäfte und lieh sich Mittel bei FTX. Eigentlich hätten für solche Geschäfte Sicherheiten hinterlegt werden müssen. Es gab auch Computersysteme, die dafür sorgen sollten. Doch diese Software machte eine heimliche Ausnahme für Alameda. Dadurch konnte der Hedgefonds bei FTX so tief ins Minus gehen, wie er wollte.

Die Alameda-Geschäfte gingen jedoch schief – und am Ende klaffte bei FTX ein Loch von acht Milliarden Dollar. Bankman-Fried sagte vor Gericht, er habe die finanzielle Lage seiner Unternehmen nur teilweise verstanden. Er sei «sehr überrascht» vom Ausmass der Probleme gewesen. Zuvor hatte Alameda-Chefin Caroline Ellison allerdings ausgesagt, Bankman-Fried habe sie angewiesen, Investoren eine falsche Bilanz ohne die Schulden bei FTX zu geben.

Die Staatsanwälte betonten, dass im ersten Prozess auch Beweise für die weiteren Anklagepunkte wie Pläne für Schmiergeldzahlungen im Ausland und den Betrieb eines nicht zugelassenen Dienstes für Geldüberweisungen vorgelegt wurden. Damit könne der Richter sie bei der Festlegung des Strafmasses berücksichtigen. Bankman-Frieds Anwälte wollen gegen die Verurteilung in Berufung gehen.

(SDA)

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