Verurteilt Kritiker als Heuchler
Französische Staatssekretärin unter Beschuss wegen «Playboy»-Titelbild

Die französische Staatssekretärin Marlène Schiappa hat sich für «Playboy» ablichten lassen. Viele sind entsetzt, andere wittern ein Ablenkungsmanöver. Schiappa selber nennt Kritiker Heuchler.
Publiziert: 03.04.2023 um 00:33 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2023 um 08:28 Uhr
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Die französische Staatssekretärin Marlène Schiappa ist eine beliebte Spitzenpolitikern in der Macron-Regierung.
Foto: KEYSTONE

In Frankreich wüten noch immer gewaltsame Proteste gegen die Rentenreform. Laut der Regierung erlitten seit Mitte März fast 1100 Uniformierte Verletzungen. Es gab 2579 Brandstiftungen und 316 Angriffe auf öffentliche Gebäude. Nun zieht sich eine führende französische Politikerin im «Playboy» aus. Ein Ablenkungsmanöver?

Marlène Schiappa (40) ist Staatssekretärin von Präsident Emmanuel Macron – und macht sich in der neuesten Frankreich-Ausgabe des «Playboys» nicht ganz blank, aber fast. Schiappa liess sich in verführerischen Posen fotografieren. Dies als führende Macron-Vertraute und ehemalige Ministerin für Gleichberechtigung.

Durchgesickerte Fotos zeigen die beliebte Regierungsministerin in einem langen weissen, offenen Kleid – mit der Überschrift: «Eine befreite Ministerin.» Die so freimütige wie freizügige Staatssekretärin für Sozialwirtschaft und bekennende «Sapiosexuelle» sei unter Frankreichs Regierungspolitikern am besten für «Playboy» geeignet, wird dazu der Herausgeber des Erotik-Magazins von Medien zitiert.

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Schiappa nennt Kritiker «Heuchler»

Die «Playboy»-Posen stossen in der eigenen Partei auf Kritik. Schiappas direkte Vorgesetzte, Ministerpräsidentin Elisabeth Borne (61), hat das Freizeitmodel am Samstag offenbar angerufen und mit den Worten «das war unangemessen» gerügt.

Parteikolleginnen und -kollegen von Schiappa dachten erst an einen Aprilscherz, während die Opposition den «Playboy»-Auftritt der erklärten Feministin nicht genug auskosten kann. «Wir befinden uns mitten in einer sozialen Krise, es geht um die Aufrechterhaltung der Ordnung, es gibt Menschen, die zwischen Leben und Tod stehen» – und Schiappa finde Zeit für den «Playboy», lästerte die grüne Abgeordnete Sandrine Rousseau (51), sonst eine verbündete Ökofeministin, im TV-Sender BFMTV.

Schiappa verteidigte ihr «Playboy»-Cover und bezeichnete ihre Kritiker als Heuchler. «Das Recht der Frauen, über ihren Körper zu verfügen, zu verteidigen, ist überall und zu jeder Zeit wichtig», schrieb sie am Samstag auf Twitter. «In Frankreich sind die Frauen frei. Bei allem Respekt vor den Abtrünnigen und Heuchlern.»

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«Frau mit Charakter»

Auch Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin (40) eilte seiner Parteikollegin zu Hilfe und nannte sie im Newssender «Cnews» eine «Frau mit Charakter. Marlène Schiappa eine mutige Politikerin, die ihren eigenen Charakter und ihren eigenen Stil hat, der nicht meiner ist, den ich aber respektiere.» (kes)

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