Verschwundener Blogger Jamal Khashoggi
Saudi-Arabien weist Mord an Journalist zurück

Im Fall eines in Istanbul verschwundenen und möglicherweise ermordeten saudischen Regimekritikers und Journalisten zeichnet sich ein diplomatischer Streit zwischen Riad und Ankara ab.
Publiziert: 08.10.2018 um 14:15 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 12:49 Uhr
Der 59-jährige Jamal Khashoggi, der unter anderem für die «Washington Post» schreibt, war am Dienstag in das Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul gegangen, um ein Dokument für seine Hochzeit abzuholen. Laut seiner Verlobten, die währenddessen draussen wartete, kam er nicht wieder heraus. Er hatte wiederholt die Politik des mächtigen Kronprinzen bin Salman sowie die Militärintervention des Königreichs im Jemen kritisiert.
Foto: REUTERS

Berichte unter anderem der «Washington Post«, dass Jamal Khashoggi im Konsulat Saudi-Arabiens ermordet wurde, wies das autoritär regierte Königreich am Sonntag als «gegenstandslos» zurück. Ein Freund des Regimekritikers sagte der Nachrichtenagentur DPA unter Verweis auf die türkische Polizei jedoch, Berichte über den Mord seien zutreffend.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte, er verfolge die Ermittlungen aus nächster Nähe und hoffe auf ein schnelles Ergebnis. Er habe noch «positive» Erwartungen.

Nach Angaben von Freunden und Kollegen war der ehemalige Chefredaktor der saudischen Tageszeitung «Al-Watan» am Dienstag in das Konsulat im Viertel Levent des Stadtteils Besiktas gegangen, um Papiere abzuholen, war aber nicht wieder herausgekommen.

Nach Angaben türkischer Offizieller zeigen Videoaufnahmen, dass Khashoggi das Gebäude nicht verlassen hat. Die saudische Seite erklärte dagegen, Khashoggi sei erst nach dem Besuch in dem Konsulat verschwunden.

Im Exil

Khashoggi lebte seit einiger Zeit im selbstgewählten Exil in den USA und der Türkei. Zwar strebt Kronprinz Mohammed bin Salman in Saudi-Arabien mit Reformen eine vorsichtige Öffnung der Gesellschaft an. Politisch aber lässt er weiter keinen Widerspruch zu und hat viele Kritiker einsperren lassen.

Der Erdogan-Berater Yasin Aktay sagte der DPA, die türkischen Behörden gingen inzwischen davon aus, dass Khashoggi aus dem Konsulat gebracht wurde. Ob tot oder lebendig, das wisse er nicht. «Alles ist möglich», sagte er. «Wir glauben inzwischen nicht mehr, dass er noch drin ist.«

Aufnahmen der Strassenkamera zeigten, dass Autos mit verdunkeltem Scheiben herausgefahren seien. Darin könnte Khashoggi gewesen sein. «Eine andere Möglichkeit bleibt eigentlich nicht mehr.»

Ein Freund Khashoggi, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte der DPA: «Die türkische Polizei hat uns gesagt, dass er im Konsulat getötet wurde. (...) Sie haben ihn in kleine Stücke zerschnitten."

Mordvorwurf dementiert

Den Mordvorwurf dementierte ein Vertreter des saudischen Konsulats über die saudische staatliche Nachrichtenagentur SPA. Die saudischen Behörden würden sich vielmehr um ein Aufklären des Falls bemühen. Dazu sei ein Team saudi-arabischer Ermittler seit Samstag in Istanbul und arbeite mit den türkischen Behörden zusammen.

Eine offizielle Erklärung der Ermittler gibt es auch fünf Tage nach dem Verschwinden des Journalisten nicht. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete unter Berufung auf die Polizei, die Behörden prüften zurzeit, ob ein Zusammenhang zu einer Gruppe von Saudi-Arabern bestehe, die sich am Tag von Khashoggis Verschwinden im saudischen Konsulat aufgehalten hätten.

Die 15 Saudi-Araber seien mit zwei Flugzeugen in Istanbul gelandet, zur gleichen Zeit wie Khashoggi im Konsulat gewesen und am selben Tag wieder abgereist. (SDA)

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