Der norwegische Massenmörder Anders Breivik (44) leidet offenbar an einer schlimmen Form von Lagerkoller. Er verklagt Norwegen wegen «extremer Isolation» im Gefängnis. Der verurteilte Neonazi-Terrorist fühlt sich in seinen Menschenrechten verletzt. Er ist nicht zufrieden damit, dass er bloss Kontakt mit seinen Wachen hat.
Sein Mandant «verklagt den Staat», so Breiviks Anwalt Oeystein Storrvik am Freitag zu Reuters, «weil er seit 11 Jahren in extremer Isolation lebt und ausser seinen Bewachern keinen Kontakt zu anderen Menschen hat.»
Breivik hatte am 22. Juli 2011 im Regierungsviertel von Oslo und bei einem Jugendlager auf der Insel Utøya ein Blutbad angerichtet: 77 Menschen, zumeist Jugendliche, starben im Kugelhagel seines halbautomatischen Gewehrs und seiner Glock-Pistole. Reue für seine Horrortat zeigte der Killer nie.
Anträge auf Bewährung
Breivik verbüsst die in Norwegen geltende Maximalstrafe von 21 Jahren Haft. Laut Gesetz käme er 2033 frei. Die Strafe kann jedoch verlängert werden, wenn er weiterhin als Bedrohung angesehen wird.
Bereits 2016 hatte Breivik wegen Verletzung der Menschenrechte geklagt. Ein Berufungsgericht urteilte 2017, die angebliche Isolation in einer Drei-Zimmer-Zelle sei keinesfalls unmenschlich. Letztes Jahr sei Breivik in ein neues Gefängnis verlegt worden, so Anwalt Storrvik. «Wir hofften, dass dort bessere Bedingungen herrschen und er andere Menschen treffen kann.» Doch die Isolation habe nun sechs weitere Jahre seit dem letzten Gerichtsverfahren angedauert.
Vergangenes Jahr hatte ein Gericht zudem einen Antrag Breiviks auf Bewährung abgelehnt, da er nach wie vor als Gewaltrisiko erachtet werde. Mit der Klage am Freitag reichte Breivik einen neuen Antrag auf Bewährung ein. Viele in Norwegen gehen davon aus, dass der heute 44-Jährige nie entlassen und hinter Gitter sterben wird. (kes)