In Beverley in East Yorkshire UK sind letzte Woche sämtliche Ampeln ausgefallen – und das sind nicht weniger als 42 Stück! 20 verschiedene Verkehrsflüsse werden normalerweise durch die Lichter geregelt und an neun Stellen ein sicherer Übergang für Passanten garantiert. Kein Wunder, erwarteten Verkehrsplaner und Anwohner ein Riesenchaos, als die Lichter plötzlich ausgingen.
Aber das Gegenteil traf ein. «Ohne Ampeln läuft es viel besser», sagte Peter Robinson (78), der schon seit 1969 in dem Quartier lebt, zu «Daily Mail»: «Alle scheinen die Kreuzung problemlos überqueren zu können und es gibt auch keinerlei Rückstau.»
Anwohnerin Anita Tomlinson sagte, dass sich die Autofahrer besser benehmen würden, seit die Ampeln ihren Dienst quittiert hätten: «Ich hatte mich gefragt, was wohl passieren würde, wenn die 42 Ampeln eines Tages ausfallen. Aber die Autofahrer sind sehr vorsichtig.»
1869 wurde Englands erste Ampel installiert. Die Lichtanlage funktionierte mit Gas und wurde von einem Beamten von Hand betrieben. Unglücklicherweise explodierte die Ampel nur einen Monat nach Inbetriebnahme. Der zuständige Beamte wurde getötet.
«Ampeln verletzen Verkehrssicherheit»
Inzwischen sind zwar keine einzelnen Ampeln mehr, wohl aber ihre Gesamtzahl regelrecht explodiert. Schätzungen zufolge gibt es landesweit mehr als 25'000 Ampeln. 25'000 Ampeln, die von den Verkehrsteilnehmern zähneknirschend akzeptiert werden, weil sie halt eben nötig sind.
Das Experiment aus Beverley weckt allerdings Zweifel daran, wie nötig und sinnvoll die künstlichen Verkehrspolizisten überhaupt sind. Für den Verkehrs-Reformer Martin Cassini sind Ampeln nicht nur unnötig, sondern regelrecht gefährlich: «Sie verletzen das grundsätzlichste Prinzip der Verkehrssicherheit, nämlich die Pflicht, auf die Strasse zu achten.» In seiner perfekten Welt gäbe es überhaupt keine Ampeln mehr in England: «Alle Verkehrsteilnehmer wären gleichberechtigt und weil alle höflich und nett sind, gibt es keine Zusammenstösse». (ant)