Verhandlungen abgebrochen!
Was haben die Griechen da zu lachen?

Eigentlich gibt es für die Griechen nichts zu feiern. Trotzdem ist Premier Alexis Tsipras in Feierlaune, jedoch nicht wegen einer Lösung mit der EU.
Publiziert: 12.06.2015 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:13 Uhr
Foto: AFP Photo/Angelos Tzortzinis
Von Thomas Ley

Gestern war Griechenlands Premier Alexis Tsipras in Feierlaune. Nein, mit einer Lösung für die Nöte seines Landes hatte das nichts zu tun. Der Regierungschef restaurierte vielmehr ein altes Projekt: Er eröffnete den vor zwei Jahren geschlossenen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ERT wieder. Die damals entlassenen 800 Journalisten wurden alle wieder angestellt. Der Sender kriegt ein jährliches Budget von 63 Millionen Franken. Entsprechend liess man Tsipras dort gestern hochleben.

Es sind Bilder, die viel aussagen über die Lage der Griechen – und das Verhalten ihrer Regierung. Klar, die Rückkehr von ERT war ein Wahlversprechen der linken Syriza. Und der Sender soll ja gar selbsttragend sein, finanziert durch eine monatliche Gebühr. Nur: Wer wird die eintreiben? Und bei wem?

In Wahrheit müsste Tsipras zum Heulen zumute sein. Denn der Internationale Währungsfonds hat am Donnerstag seine Vertreter aus Brüssel abgezogen. Berlin und Paris, auch die Europäische Zentralbank, wissen nicht, was sie noch mit Tsipras bereden sollen. Sogar EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, eigentlich ein Freund der Griechen, ist sauer.

Athen hat seine Verhandlungspartner wieder einmal offen brüskiert. Noch Anfang Woche erreichte Tsipras in Brüssel zwar einen Zahlungsaufschub für die ausstehenden Milliarden, bis 30. Juni. Dann aber kehrte er heim, trat vor sein Parlament und bezeichnete die Sparvorgaben der Gläubiger als «absurd», als «miese Tricks», als «schwachen Moment für Europa». Kein Wunder, steigt gerade in Deutschland fast stündlich die Lust, Griechenland endgültig fallen zu lassen. Die Tsipras-­Regierung hält das alles für ein Pokerspiel. Aber an den Börsen haben sie längst aufgehört mit Bluffen. In Frankfurt (D) endeten die Kurse gestern im Minus, in Athen stürzten sie schlicht ab.

Nein, eigentlich gibt es für die Griechen nichts zu feiern.

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