Assange erscheint auf Botschaftsbalkon in London
«Der Krieg hat gerade erst begonnen»

Überraschend hat Schweden heute die Ermittlungen gegen Wikileaks-Gründer Assange wegen Vergewaltigungsvorwürfen eingestellt. Dieser reagierte mit einer klaren Ansage.
Publiziert: 19.05.2017 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:00 Uhr
«Ich vergebe und vergesse nicht»
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Assange spricht auf dem Botschaftsbalkon in London:«Ich vergebe und vergesse nicht»

Wikileaks-Gründer Julian Assange hat auf die Einstellung der Ermittlungen gegen ihn wegen einer angeblichen Vergewaltigung reagiert – mit einer klaren Ansage. Mit gereckter Faust zeigte er sich am Freitagabend auf dem Balkon der ecuadorianischen Botschaft in London und bezeichnete die Entscheidung der schwedischen Justiz als «wichtigen Sieg».

Assange dankte dem südamerikanischen Staat Ecuador und den Vereinten Nationen für die Unterstützung. Allerdings drohe Grossbritannien, ihn beim Verlassen der Botschaft Ecuadors zu verhaften. Deshalb habe der «richtige Krieg gerade erst begonnen».

Wenige Stunden vor seinem Auftritt auf dem Botschaftsbalkon hatte Assange auf Twitter noch deutlichere Worte gefunden: «Sieben Jahre lang ohne Anklage inhaftiert, während meine Kinder erwachsen und mein Name verunglimpft wurde. Ich werde weder vergeben noch vergessen.»

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Die schwedische Staatsanwaltschaft hatte heute nach sieben Jahren überraschend die Vergewaltigungsvorwürfe gegen den 45-jährigen Wikileaks-Gründer fallengelassen. Nach langem Tauziehen um eine Befragung des Australiers zu den Vorwürfen aus dem Jahr 2010 war Assange im November in der Botschaft Ecuadors verhört worden.

«Diese Befragungen haben zu weiteren Ermittlungsmassnahmen geführt», hiess es in der Entscheidung der Staatsanwaltschaft. «Es ist jetzt nicht möglich, weitere Schritte zu unternehmen, um die Ermittlungen voranzubringen.»

Assange befürchtete Auslieferung

Assange hält sich seit 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London auf, um dem schwedischen Haftbefehl zu entgehen. Der Australier fürchtete, von Schweden aus in die USA ausgeliefert zu werden, wo ihm eine Verurteilung für die Wikileaks-Enthüllungen droht. Die USA machen ihn dafür verantwortlich, dass über seine Plattform brisante US-Dokumente aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak veröffentlicht wurden.

Die USA bereiten eine Anklage gegen den Gründer von Wikileaks Julian Assange vor. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/AP/KIRSTY WIGGLESWORTH

«Der Verdächtige hat das Land verlassen, und angesichts der Fakten und der Umstände in diesem Fall wird nicht erwartet, dass es in absehbarer Zukunft möglich ist, die Entscheidung auszuführen, ihn nach Schweden auszuliefern», erklärte die schwedische Anklage. Weitere Ermittlungen würden erfordern, dass Assange in Schweden vor Gericht auftrete.

Assanges schwedischer Anwalt feierte die Einstellung der Ermittlungen als Sieg. «Wir haben den Fall gewonnen», sagte der Jurist dem schwedischen Radio. «Das ist ein totaler Sieg für Julian Assange. Er ist natürlich froh und erleichtert.»

Gemäss Ny wird der Fall Assange nur bei einer Einreise in Schweden wieder aufgerollt. «Sollte Julian Assange nach Schweden zurückkehren, bevor das Verbrechen im August 2020 verjährt, könnten die Ermittlungen wieder eröffnet werden», sagte sie.

Anwälte hatten Haftbefehl-Aufhebung beantragt

Die Anwälte des Australiers hatten immer wieder eine Aufhebung des Haftbefehls beantragt. Assange hatte die Vergewaltigung stets bestritten. Weitere Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ihn waren im Sommer 2015 verjährt.

Wann und ob Assange sein Exil nach der Nachricht vom Freitag verlassen würde, war zunächst unklar. Assange würde verhaftet, sollte er die Botschaft von Ecuador in London verlassen, wie die Londoner Polizei am Freitag mitteilte.

Assange hatte angekündigt, im Falle der Freilassung von Whistleblowerin Chelsea Manning freiwillig in die USA zu gehen, hatte das später aber wieder relativiert. Manning war am Mittwoch auf freien Fuss gekommen. (SDA/stj/gr)

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