Vergeltung für feindliche Militärmanöver in der Nähe
Nordkorea hat offenbar «Unterwasser-Atomwaffensystem» getestet

Nordkorea will Unterwasser-Atomtests durchgeführt haben. Es scheint jedoch nicht, dass das Regime dabei erfolgreich eine Bombe zündete. Pjöngjang spricht von Geheimwaffen in der Entwicklung. Der Test sei eine «Reaktion» auf Militärmanöver Japans, Südkoreas und den USA.
Publiziert: 19.01.2024 um 03:56 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2024 um 12:58 Uhr
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Nordkoreas Diktator Kim Jong Un (r.) beim angeblichen Testabschuss von einem Marschflugkörper im August 2023. Jetzt will sein Regime erstmals ein Unterwasser-Atomwaffensystem getestet haben – als Antwort auf gegnerische Militärmanöver in der Region.
Foto: Keystone
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel wachsen. Nordkorea hat nach eigenen Angaben ein «Unterwasser-Atomwaffensystem» getestet. Es ist unklar, ob es dabei zu einer atomaren Detonation kam.

Seismische Daten, die bei nordkoreanischen Atomtests gewöhnlich Angaben über die Stärke der Sprengkraft machen können, liegen keine vor.

Es handle sich um das Waffensystem Haeil-5-23, das sich in der Entwicklung befinde, berichteten nordkoreanische Staatsmedien am Freitag. Mit Haeil bezeichnet Nordkorea Unterwasser-Angriffsdrohnen, die eigenen Angaben zufolge auch mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden können. Wann der Test erfolgte, war nicht bekannt.

«Nukleare Abschreckung»

In einer am Freitag von Nordkoreas staatlicher Nachrichtenagentur Kcna veröffentlichten Meldung heisst es: «Wir werden die rücksichtslose militärische Konfrontationshysterie niemals dulden.»

«Als Reaktion darauf» habe Nordkorea «einen wichtigen Test seines in der Entwicklung befindlichen Unterwasser-Nuklearwaffensystems in der koreanischen Ostsee durchgeführt».

Die Unterwasser-Nuklearwaffen würden weiter ausgebaut, heisst es, um die «feindlichen Militärmanöver der Seestreitkräfte der USA und ihrer Verbündeten abzuschrecken».

Keine unübliche Drohgeste Pjöngjangs

Wie aus Pjöngjang verlautete, sei der Test eine Vergeltungsmassnahme für die «trilaterale Übung» zwischen Japan, Südkorea und den USA, die in der Region stattfanden.

Die Militärmanöver, die auch der Abschreckung Nordkoreas dienen sollten, hatten unter Beteiligung des Flugzeugträgers USS Carl Vinson vom Montag bis Mittwoch in internationalen Gewässern südlich der südkoreanischen Insel Jeju stattgefunden.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Nordkorea nach solchen Militärmanövern Drohungen ausstösst. Nordkorea warf den drei Ländern eine Provokation vor. Die auf Atomwaffen basierten Unterwassersysteme der Armee würden bis zur Vervollständigung weiterentwickelt, hiess es. Das Land hatte bereits im vergangenen Jahr von Tests mit atomwaffenfähigen Unterwasserdrohnen berichtet. Es sprach dabei auch von Geheimwaffen.

Südkorea erwägt eigene Atomwaffen

Die Situation auf der koreanischen Halbinsel ist vor dem Hintergrund des Konflikts um das Atomprogramm Nordkoreas so angespannt wie schon seit Jahren nicht mehr.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (40) hat unlängst Behörden schliessen lassen, die sich für die Wiedervereinigung mit Südkorea einsetzten. Krieg sei unvermeidlich, sagte Kim dem eigenen Volk, ohne sich genauer auszuführen.

In Südkorea wird derzeit auch das lange tabuisierte Thema diskutiert, ob sich das Land mit Atomwaffen aufrüsten soll.

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